Im Kaffeehaus sitzt
der Literat und notiert:
Geräusch des Kaffees.
Kategorie: Beobachtungen
Situationen, die auf ein Foto passen.
Blick aus meinem Schreibraum
Recherche für eine Verfolgungsjagd
Schlussszene im Roman. Timon und der sechsjährige Dorian auf dem Wasserspielplatz der Donauinsel. Es ist Sommer. Und um die Beziehung der beiden und gleichzeitig die Topografie der Umgebung zu zeigen, gibt’s eine Verfolgungsjagd: Timon rennt Dorian hinterher, weil Dorian Timon mit einer Wasserpistole angespitzt hat.
Darum habe ich mich aufgemacht, den Spielplatz zu besuchen. Habe Fotos gemacht und den Ablauf der Verfolgungsjagd gefilmt.
Mein nächstes Romanprojekt? In Englisch? Verrückt!
Ich trage sein Wochen eine Idee mit mir. Für ein kommendes Romanprojekt.
Das Verrückte daran: Ich bilde mir ein, ich schreibe es in Englisch. Weil …
- es etliche Autoren gibt, die nicht in ihrer Muttersprache schreiben (Ilija Trojanow, Susanne Gregor)
- ich stets dachte, ich könne keine Fremdsprachen beherrschen
- ich mit dem englischsprachigen Markt kokettiere
- weil dieses wenigwortige Business English Teil unserer Kultur geworden ist (siehe Beratersprech) und ich will zeigen: mit geringem Wortschatz kann ich auch Emotionen intensiv ausdrücken.
- weil es mir persönlich als Autor andere Welten aufzuschließen vermag.
- weil es Leute geben wird, die sagen: Das kannst du nicht tun! Du kannst das nicht. Warum machst du das? Bleib doch bei dem, was du kannst … Ja, habe ich denn Romane schreiben können, bevor ich damit begonnen habe?
Inhaltsidee: Es sind die Aufzeichnungen von V. (45), und sie umfassen einen Zeitraum von 24 Stunden. Rund um einen Ball, der in der Wiener Hofburg stattfindet. V. gehört zu den mächtigen Männern des Landes. Mit Frau (42) und Sohn (18) besucht er den Ball – denn sein Sohn tanzt im Eröffnungskommittee. Da lernt V. die Tanzpartnerin seines Sohns kennen. Das ist der Auslöser. Sein Wertesystem stülpt sich von innen nach außen. Es bleibt für ihn keine Sicherheit übrig. Alles ist nun unvorhersehbar. – In diesem Text seziert V. sich selbst, seinen radikalen Wandel und diese 24 Stunden.
Hier eine Idee für den Beginn und die Form:
Viennese Waltz
I write this in English.
SinceMy past language does not fit anymore.
My skin has turned inside-out
and turning is still in progress.I write this to survey myself.
What is inside me, what is outside?
I touch things.
And whatever I touch for the second time,
feels bloodstained.My mother tongue is Austrian.
My mouth tastes furrily.
I need different words to cope with what is different now.Broken English in broken sentences.
Drawn together into a mosaic.
Was meint ihr?
Der soziale Hintergrund der Geschichte ist für mich folgender: Ich will für mich eine Erklärung finden, was eine erfolgreiche Frau wie Anne Sinclair dazu bringt, für ihren Mann auf die eigene Verwirklichung zu verzichten, obwohl sie weiß, dass ihr Mann sie laufend betrügt. In dem Roman geht es anfänglich um V., später dann um die Beziehung von V. zu seiner Frau. Mehr und mehr verlagert sich der Schwerpunkt des Romans hin zu seiner Frau und ihrer Vision vom Glück.
(PS: Es ist schon gut, einen Blog zu haben – da weiß ich, wo ich meine Ideen für’s Erste mal parken kann. Danke, Blog, dass es dich gibt.)
Das Kollektiv zehnfach. Die Lesung Anno.
10 Autorinnen und Autoren in eineinhalb Stunden: so las das Kollektiv und über seinen Köpfen: wiederum das Kollektiv, als Stummfilm von zwölf Jahren.
Italo-Westerntitel-Generator und Lyrik-Generator. Literatur programmieren.
Martin Schemitsch schrieb einen Generator, der Filmtitel für Spaghettiwestern erzeugt.
martinland.mur.at/iwtg/iwtg_f.html
Beispiele …
- Mein Heiligenbild hängt an der Todesmelodie
- Verkauf mir die Luft von der Zeit
- Garringo – Deine Kugel hängt
- Sancho – Blüh nicht
- Renegade – Hölle war sein Kopf
- Die Flut der toten Fetzen
- Im Bastard der Bratpfanne
- Prärien werfen seinen Wolf
- Ein Fressen im Loch des Vaterunsers
- Verkauf alle und kehr blutig zurück
Der Vorläufer dieses Werks ist der Lyrikgenerator. Den schrieb Martin in der Programmiersprache BASIC. Das Listing zeigte er uns am GRAUKO-Treffen im April 2011. Im ersten Bild siehst du den Beginn des Programms an sich (Deutlich zu sehen: die Überschrift LYRIC 3.0 IT’S AN EXPERIENCE).
Im zweiten Teil des Programms sind die Worte angeführt, aus denen die Gedichte zusammengesetzt werden. Beachte die handschriftliche Notiz, wonach ein anderes Wort in den Generator einzufügen sei. Hier werden Worte, die dem Autor etwas bedeuten, mit all ihren Endungen und Fällen sorgsam gesammelt, akribisch kategorisiert und in vielen Testdurchläufen auf ihre Eignung geprüft.
Anlass zum Lyrikgenerator war für Martin, dass er sich in seine heutige Frau verliebte und ihr Gedichte schreiben wollte.
Martin erreicht ihr im Martinland: martinland.mur.at
Das Stillfrieder GRAUKO-Treffen 2003.
Ich durchstöbere die Fotoalben. Finde zeitgeschichtliche Dokumente. Hier die Fotos vom GRAUKO-Treffen in Stillfried vom 13.6.2003. Zur Zeit der Kirschernte. Abends saßen wir auf dem Balkon, lasen einander vor und gaben einander Feedback.
Die Bäume im Hintergrund des ersten Fotos (links und rechts vom schwarzen Soldatendenkmal) gibt es nicht mehr, die hat ein Sturm von 2009 umgeworfen. Das Gartentor samt Maschendrahtzaun gibt es auch nicht mehr. Die Dinge verändern sich. Mein Gott, das ist nun schon 8 Jahre her. Ich sollte sorgsamer mit meiner (Schreib)zeit umgehen.
Blick aus meinem Schreibraum
Liebe in der Post-Henry-Miller-Epoche
Schreibschaf
Spiegeln
42
Ich bin nun 42 Jahre alt und habe das Gefühl, etwas vom Leben begriffen zu haben.
Dieses Leben lebt sich schnell. Die Art, wie ich es für mich festzuhalten vermag, ist, darüber zu schreiben.
Darum mühe ich mich mit großer Freude, ein Abbild zu formen, das dem Ganzen mit seiner immensen Schönheit halbwegs gerecht wird.