Besoffen schreiben, im Hangover überarbeiten

Hängova

Da gibt es eine Seite die heißt livehacker. Die hat Lebenstipps in vielerlei Couleur. Heute habe ich einen Tipp über das Schreiben entdeckt:

Why You Should Edit Your Writing When You’re Hungover

…hangovers are, however, perfectly suited for making hard and cruel decisions, so they’re fantastic for editing. When you’re in that sort of mood, it’s easy—even enjoyable—to bayonet those ‘little darlings’ writers are always trying to sneak into their work.

Max Frisch. Ist mir wichtig, was er über das Schreiben sagt. (Video)

Bin ein sehr schlechter Leser. Hab immer nur die gleichen Dinge gelesen, die ich geliebt habe.

Als ich 27 war, wusste ich, dass ich nicht mehr schreiben will, nicht mehr schreiben werde. Sie sehen, dass ich den Schwur nicht gehalten habe. Da habe ich alles, was ich geschrieben hatte, verbrannt. Und das war auch sehr gut.

John Steinbecks Warnung vor einer bösartigen Falle

Beware of a scene that becomes too dear to you, dearer than the rest.

It will usually be found that it is out of drawing.

Quelle: Brain Pickings

Ja. Ja. Ja, so recht hat er, und so oft habe ich nicht darauf gehört! So oft falle ich wider besseres Wissen auf sie herein, auf diese schönen Szenen, diese wunderbare Textstellen, die ach so lesungsgeeignet sind, wo die Zuhörenden sagen: Der Mann kann so gut schreiben! Das sind Fallen. Schlimmer: Das sind Sirenen. Schlimmer: Da nützt kein Festbinden am Mast, kein Wachs in den Ohren. Da hilft mir nur ein Opfer für meinen Schreibgott.

Diesen Beitrag widme ich allen, die sich davor drücken, den Elevator Pitch ihres Romans frühzeitig zu schreiben. (Also ist er mir gewidmet)

Sehr gelungen schrieb Stephan Waldscheidt unlängst in schriftzeit:

Sie gehören auch zu den Autoren, die das Exposé zu Ihrem Roman erst schreiben, wenn es zu spät ist.

Ja, zu spät.

Das ist keine Frage, sondern eine statistische Erkenntnis aus meinen Beratungen, Workshops und Gutachten. Die meisten unerfahrenen Autoren […] beginnen ihren Roman ganz ohne Leitfaden. Ein Großteil der anderen hält eine Kurzzusammenfassung des Inhalts für eine gute Idee. Bricht dann aber mittendrin ab, weil der Schreibdrang zu groß wird, doch endlich richtig mit dem Projekt loszulegen. Für das Exposé bleibt ja später noch Zeit. Dann wird es vergessen, weil der Roman gerade so gut flutscht. Im Moment braucht man es offenbar noch nicht.

Diese Denke hat beinahe so viele Romane auf dem Gewissen wie das Internet und sonstige Schreib-Ausreden.

Ein Teil der Autoren bleibt irgendwann stecken und wünscht sich, vorher ein Exposé geschrieben zu haben. Die, die weiterschreiben bis zum Ende, scheinen besser dran. Ein Irrtum. Sie sind die eigentlich Leidtragenden. Denn steht ein Roman erst einmal in seiner vollen, vierhundertsechsundachtzig Normseiten prallen Pracht auf dem Papier, sorgt er für eine der gefährlichsten Illusionen im Autorendasein: die Fertige-Roman-Illusion.

Für mich ein Ansporn, meine Hausaufgaben für „ausgegraben“ zu machen.

Nicht überarbeiten! (Jedenfalls nicht gleich)

Write freely and as rapidly as possible and throw the whole thing on paper.

Never correct or rewrite until the whole thing is down.

Rewrite in process is usually found to be an excuse for not going on. It also interferes with flow and rhythm which can only come from a kind of unconscious association with the material.

John Steinbeck

Quelle: Brain Pickings

Die 11 Gebote von Henry Miller.

  1. Work on one thing at a time until finished.
  2. Start no more new books, add no more new material to ‘Black Spring.’
  3. Don’t be nervous. Work calmly, joyously, recklessly on whatever is in hand.
  4. Work according to Program and not according to mood. Stop at the appointed time!
  5. When you can’t create you can work.
  6. Cement a little every day, rather than add new fertilizers.
  7. Keep human! See people, go places, drink if you feel like it.
  8. Don’t be a draught-horse! Work with pleasure only.
  9. Discard the Program when you feel like it—but go back to it next day. Concentrate. Narrow down. Exclude.
  10. Forget the books you want to write. Think only of the book you are writing.
  11. Write first and always. Painting, music, friends, cinema, all these come afterwards.

Quelle: Brain Pickings

Die absolute Dringlichkeit des Autors für sein Werk.

Ich habe schon viele Romanprojekte untergehen gesehen. Etwa in der Klasse der Leondinger Akademie für Literatur, Jahrgang 2006: Von 10 Romanprojekten, die damals von Gustav Ernst betreut wurden, ist bislang eines veröffentlicht worden.

Charles Bukowski sagt dazu:

Don’t ever write a novel unless it hurts like a hot turd coming out.

John Steinbeck meint dazu:

If there is a magic in story writing, and I am convinced there is, no one has ever been able to reduce it to a recipe that can be passed from one person to another.

The formula seems to lie solely in the aching urge of the writer to convey something he feels important to the reader.

If the writer has that urge, he may sometimes, but by no means always, find the way to do it. You must perceive the excellence that makes a good story good or the errors that makes a bad story. For a bad story is only an ineffective story.

Schreiben ist …

… Extase.

PS: Das meint auch TC Boyle …

Wenn du eine Geschichte fertigstellst und alles zusammenpasst, hast du dieses immense Glücksgefühl. Es ist beinahe eine Extase, es gibt kaum ein vergleichbares Gefühl, es ist wie ein Heroinschuss. Und genau wie bei der Droge willst du es wieder tun. Sobald die Extase vorbei ist, willst du es wieder tun.

… in der TV-Dokumentation „TC Boyle – Die Schönheit der Sucht“

Der Schreibraum als Käfig

Etwas von seinem nächtlichen Schreibraum zeigt uns Robert Menasse in seinen facebook-Notizen:

Eingesperrt im Arbeitszimmer, wie Rilkes Panther im Käfig, auf und ab gehend, mich wiegend, das Auge starr auf Unsichtbares gerichtet, voll Sehnsucht nach – dem Werk, nein! Dem Leben, nein! Dem Werk, nein! Dem Leben… Ein Blitz und dann die Nacht, das ist die Sehnsucht – wie langweilig und schwarz! Aus Langeweile irgendein Buch aus dem Regal nehmend, es irgendwo aufschlagend…

„Auf die Hände küsst die Achtung
Freundschaft auf die offne Stirn
Auf die Wange Wohlgefallen
Sel´ge Liebe auf den Mund
Auf´s geschlossne Aug die Sehnsucht
In die hohle Hand Verlangen
Arm und Nacken die Begierde
Alles weitre Raserei.“

Grillparzer. Ist gut. Ist ja gut!

Ringen mit dem Beginnen

Hier eine Schreibende, WritingIt, die in ihrem Blog dieses Ringen Worte in kleidet, wenn der Beginn unüberwindlich erscheint …

More excuses…

I have a sore throat. My head hurts.
I cannot possibly write.
Not even the blog.
Of course I managed to check my email and briefly go on Facebook.
Yeah, right – but cannot possibly write.
Excuses, excuses.
I am sick of them (LITERALLY!!!).
But this seems to be the current topic.
At the same time, I have been thinking more intensely about a new book idea I had.
I wish I would write more and think less.
Tomorrow….

Jeffrey Archer: Zuerst ein Jahr denken.

I spend a year before I sit down to write on the first day, and then I go away, and have a very disciplined routine. I rise at five in the morning and I start work at six, I work from six until eight, from 10 until 12, from 2 until 4, from 6 until 8. I will go to bed about at 9.30 – 10.00 having a light supper, and then I will get up again at 5 the next morning.

That is, 50 days of that is the beginning of what you call the struggle, and the tough work, and that probably 300 or 400 hours and then I take a break. Then I will go back to it.

The last draft of, “A Prisoner of Birth,” my latest book, was probably the 16th or 17th draft before anybody read it.

Quelle: http://bigthink.com/ideas/940