Im herbstlichen Stillfried an der March, gemeinsam mit GRAUKO (siehe Abbildung).
Bin dabei, das Ende von Der Mörder und seine Biographen neu zu schreiben. Habe eine Inhaltsangabe entworfen. Bespreche sie mit Isolde, Margarita setzt sich zu uns. Ich lese vor, und plötzlich, zu dritt: eine einfache Lösung für das bisherige Hauptproblem.
Dieses leichtgängige Beisammensitzen hat mir wohl etliches an Arbeit gespart.
Schlussfolgerung: frühzeitig GRAUKO einbinden und befragen. Geht natürlich nur, wenn man Mitglied bei GRAUKO ist. :-)
Aufgabe: Ein Mann sitzt auf der Parkbank, und eigentlich gehts ihm gut.
Welche Parkbank nehme ich? Google schlägt vor:
Am liebsten hätte ich aber die hier genommen …
… aber wie beschreibe ich das Metallteil? Darum: Was ich nicht einfach zu beschreiben vermag, das beschreibe ich nicht (zumal es ja nicht so wichtig ist, welche Bank ich denn nehme).
Habe mich für folgende Bank entschieden:
Christian saß auf einer Parkbank. Seine Hände neben sich, so stützte er sich auf der zweiten von vier Holzplanken ab. Die fünfte Planke spürte er kantig am Rücken. Es war Vormittag, der Schatten des Hausdachs zog sich zurück, das Sonnenhelle dehnte sich auf dem Rasen aus und reichte schon bis zur rechten Armlehne. Christian rutschte dorthin. Er legte seine Finger auf das grüngeschwungene Metall, die Sonne warm auf dem Handrücken. Christian atmete ein, so wie wenn man einen Blasbalg langsam auseinander zog. Er atmete aus, so wie man einen Blasbalg zusammendrückte und milder Luftstrom die Glut rötete, so dass niemand auf dieser Welt mehr frieren musste.
Nun, wo sich die Arbeiten an unserem gemeinsamen Roman dem Ende zuneigen, haben Isolde und ich den zugehörigen Elevator Pitch geschrieben:
Was als literarisches Eintauchen in die Sinnlichkeit einer mediterranen Insel beginnt, wird zum Horrortrip für zwei Schriftsteller, als sie gezwungen werden, die Biographie für einen gejagten Kriegsverbrecher zu schreiben. Dieser Mann zieht sie immer tiefer in den Kosmos der Insel, und er lässt sie spüren, wie eng ihre beiden Leben von Kindheit an mit den Ereignissen des letzten Kriegs verwoben sind.
Diese beiden Schriftsteller aus Österreich können unterschiedlicher nicht sein: ein 40jähriger Thriller-Autor und eine 23jährige Lyrikerin gewinnen das Aufenthaltsstipendium auf der Insel und sehen sich gezwungen, den Sommer im selben Haus zu verbringen. Die beiden dringen Schicht um Schicht zum Wesen der Insel vor – jeder auf seine ganz eigene Weise, ihre beider Wahrnehmungen sind geprägt von der Art, wie sie literarisch arbeiten. Und am Ende stehen sie Peter gegenüber, dem charismatische Herrscher der Insel.
Peters Krieg haben alle Waffenstillstände nichts anhaben können, ebensowenig die Versuche, ihn zu töten. Er führt den beiden Schriftstellern auf grausame Weise vor, wie der Krieg ihre beiden Leben schon immer im Griff gehabt hat. Für ihn ist Krieg eine Abfolge von Ereignissen, die sich jedem freien Willen entziehen; so ist er der Treibende und gleichzeitig auch nur Getriebener. Und er braucht die Schriftsteller, damit sie sein Leben niederschreiben – nicht, um seine Taten zu schönen, sondern um der Welt den freien Willen wegzuargumentieren.
Dies ist der Roman eines heißen Sommers, in dem die beiden Schriftsteller nicht nur um ihr Überleben kämpfen, sondern auch darum, ihren freien Willen zu behalten.
In zwei Wellen überqueren Isolde und ich unseren Roman zum letzten Mal.
Ich zuerst, und dahinter sie – ich muss mich also beeilen, damit sie mich nicht überholt!
Und heute habe ich die erste Romanhälfte fertig, rechtzeitig zum kommenden GRAUKO-Treffen, wo ich mich mit Isolde wieder viel austauschen werde. Nun kann Isolde mit ihren Überarbeitungen beginnen, während ich die andere Romanhälfte überarbeite.
Erleichterung.
Freunde mich in Gedanken schon mit unserem kommenden gemeinsamen Projekt an (*jubel*).
Letzten Dienstag habe ich es übertrieben: Nach der Büro-Arbeit heimgekommen, ein frischer Abend, gegessen, geschrieben. Bis weit über Mitternacht. Das hat meine Woche zum Kippen gebracht, denn auch am Wochenende war keine Ruhepause, da ich eine Ausbildung zum Systemischen Coach mache, und am Sonntag war dann noch ein toller Ayourveda Kochkurs.
Danach: Schlaf.
Heute ist Montag, den Tag habe ich mir wohlweislich freigenommen. Ich wache auf, ich stehe unschlüssig herum. Etwas in mir ruft: Arbeite! Arbeite! Ich muss achtsam sein. Die Stimme aus den Kopfhörer fragt: „Are you okay?“
Ich liege auf meiner Couch, schreibe diesen Blogartikel und danach werde ich den Roman korrigieren, aber nicht mit dem Vorsatz, alles heute fertig zu bringen.
Ein weicher Tag.
Schreibmusik: Desiderii Marginis – Hallmark. Gehört auf last.fm
Heute bastle ich am Leben und Sterben eines Fotografen.
Neunzehn Jahre ist es her, dass Robert V. sich von seinem Sohn Christian verabschiedet hat, um eine Reise in den Krieg anzutreten. Es war nicht seine erste, aber es war die, aus der er nicht wiederkehrte.
Heute ist Bauheben! Weihefest! Hebefest! Hebauf! Firstbier! Aufschlagfest!
Denn ich habe heute das letzte fehlende Kapitel geschrieben.
Erleichterung. Durchatmen. Es fühlt sich intensiv an.
Ein Moment der Rückschau. Wann hat Projekt begonnen? Ich überlege. 3. Juli 2012, in Kroatien. Und zwar folgendermaßen:
Und weiter? Nun lesen Isolde und ich den Roman nochmals durch und setzen da und dort Änderungen. Eine schöne Arbeit, das Ganze als ganzes zu erleben. Und währenddessen machen sich schon die Gedanken zum kommenden gemeinsamen Roman selbständig…
Nach der Arbeit vor den Computer gesetzt. Die Datei geöffnet. Nur so – ohne Plan, und dann: jetzt noch nicht schlafen gehen! Kaffee trinken. Tippen – da und dort. Und plötzlich war ich drinnen, in dem letztem großen Kampf, der das Ende des Romans mit seinem Blut tränkt.
Ich schreibe ja mit Isolde Bermann an einem Roman, der aus einem Guss sein soll. Am gemeinsamen Dokument schreiben wir Anmerkungen, die zu Dialogen ausarten.
Bei folgender Textstelle…
Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme, und das Büchlein schloss sich, langsam und wie von Geisterhand bog sich das Cover zurück und legte sich schützend auf die Seiten mit den Gedichten.
… machte ich folgende Anmerkung:
Das hast du geschrieben, nicht wahr? Das ist toll! Das ist eine wunderbare Bereicherung für dem nachfolgenden Satz.
Daraufhin schrieb Isolde:
Hihi. Köstlich. Ja, so weit ist es mit uns gekommen …. Diese Textpassage ist von DIR!! Und ja: sie ist toll!
Es fällt mir manchmal schwer, die Urheber der Texte zu erkennen. Das ist gut! Das ist sogar sehr gut. Denn bermann&wollinger soll stilistisch und inhaltlich wie ein Autor auftreten.
Isolde Bermann und ich sind „bermann&wollinger“, und gemeinsam schreiben wir seit Juli den Thriller „Der Mörder und seine Biographen“. Die Idee kam uns in Kroatien, hier das zugehörige Video mit Meereshintergrund.
Wir haben uns das Ziel gegeben, per Ende das Jahres mit der Rohfassung fertig zu werden. Das Buch sollte etwa 280 Seiten haben.
Nun. Wenn es bloß nach dem Umfang ginge, könnten wir schon heute mit dem Schreiben aufhören. Die Geschwindigkeit, die wir gemeinsam erreichen, beeindruckt mich. Die Qualität übrigens auch.
Frischen Topfenstrudel vom Wirten geholt. Telefon abgeschaltet. Schwarzer, weicher Kaffee in glatter, weißer Tasse. Schreibhaltung aufgesogen. Hineingetaucht in die Hitze einer Insel. Lasse mich gefangennehmen von den Verstrickungen des Romans.