Schlagwort: Thomas Mann
Qualität um jeden Preis: Die Überarbeitungswut des Balzac (4)
Was mich an der Arbeitsweise des Balzac so fasziniert, bin ich gefragt worden. Es ist dieses Extreme. Ich bin (literarisch) stets auf der Suche nach Extremen, denn in radikalen Situationen treten die Wesenszüge des Menschen am reinsten zu Tage. Mit Wesenszügen meine ich die Archetypen, und Balzac verkörpert für mich den Typus des vom Werk aufgefressenen und des im Werk Zuflucht suchenden („In der Arbeit vergesse ich meine Leiden; Arbeit ist meine Rettung“). Hier ist er übrigens gar nicht so anders als Thomas Mann, obwohl die Äußerlichkeiten nicht abweichender sein könnten. Im Werk arbeitete Thomas Mann die Versuchung ab, der nachzugeben er sich selbst nicht gestattete. Den körperlichen Preis dafür zahlte nicht er (wie Balzac), sondern seine Familie.
Sehen wir uns nun an, wie Balzac seine Texte überarbeitete…
Quelle: Stephan Zweig: Balzac. Eine Biographie. Fischer Taschenbuch Verlag 1978
Das Tagebuch ekelte mich
Ich sollte aufhören, dies nutzlose, leere Tagebuch zu führen, aus Scham vor meiner gegenwärtigen elenden Existenz.
Das Tagebuch ekelte mich, wie mich alles ekelte.
Der letzte Tagebucheintrag von Thomas Mann
Der Schutzwall des Autors vor sich selbst
Ein Mann von großer Labilität errichtet mit einem lautlos funktionierenden Schreibtischleben einen Schutzwall. Das, was ihn im Tiefsten bewegt, kann er allein dem Tagebuch anvertrauen oder mit virtuosen Kaschierungsstrategien in unangreifbare Kunst verwandeln. Ein Unsicherer verschanzt sich hinter der Fassade eines patriarchalischen Haushalts und führt … ein Leben, das Geheimnis gebietet.
(Zitat aus der Dokumentation „Thomas Mann“)
https://www.youtube.com/watch?v=f6fhSVgAFB4#t=97s
(Siehe auch: Was, Herr Wollinger, treibt Sie so an?)