Calmira versorgt den Autor mit dem Nötigsten, damit er mit dem realen Leben fertig werden kann, wie zum Beispiel mit Alkohol. Auf dieser Skulptur stützt sie sich auf eine weingefüllte Amphore. Auch sorgt Calmira für Linderung – hier symbolisiert durch ein feuchtes Tuch für den verkaterten, kopfwehgeplagten Autor.
In impressionistischen Darstellungen mildert sie ihm die Realität durch erotische Eindrücke, etwa wie bei Édouard Manet:
Struktura schafft die Festigkeit, die große Werke benötigen. Sie steht im ewigen Widerstreit mit Inceptus, dem Gott der Anfänge. Sie meint, Inceptus solle doch die Kapitel planen, einen Plot und seine Figuren skizzieren. Inceptus verabscheut ihre Besserwisserei und meint, Planung verdirbt die spontane Inspiration.
Struktura wird niemals alleinstehend dargestellt, sonder stets als Teil des Handlungsgerüsts (siehe diese Darstellung aus dem 18. Jahrhundert). Damit wird gezeigt, dass nicht nur die handelnden Personen, sondern auch der Autor Teil seines Romanwerks ist.
Inceptus wirft Struktura vor, sich selbst Gefangene zu sein und preist die literarische Freiheit als höchstes Gut des Künstlers. Worauf Struktura anmerkt, Inceptus habe niemals einen Roman zuwege gebracht.
Ich kann etwas beschreiben, indem ich explizit nicht darüber spreche. Indem ich – für den Leser sichtbar – einen Bogen um das Wesentliche mache.
Dieser Bogen kann Spannung bringen (genannt „Spannungsbogen“) und fordert vom Leser, sich das Innere des Umschriebenen selbst zu konstruieren. Somit spürt der Leser viel mehr, weil er sich die Geschichte selbst erschafft.
Silencia bringt mich zum Schweigen. Sorgt dafür, dass ich nur das Nötige sage, um dem Leser das Wichtige zu überlassen. Xo und Silencia arbeiten zusammen – Silencia die Zärtliche. Und Xo der herauspickende Kürzer, der eingreift, wenn ich Silencia überhört habe.
Utilaria wird meist mit einer Schriftrolle dargestellt, die sie dem Autor weggenommen hat. Sie reicht ihm dafür einen nützlicheren Gegenstand (Diese Gegenstände wandeln sich mit den Epochen – in dieser Darstellung aus dem 18. Jahrhundert ist es eine Flöte, denn Flötenschnitzer waren damals eine sehr angesehene Zunft).
Utilaria prangert das wirtschaftliche Unvermögen des Autors an und schlägt ihm gleichzeitig vor, etwas zu tun, wovon man leben kann.
Sie wird dem literarischen Umkreis von Seriousus zugerechnet, wo ihre poetischen Einwürfe stets als Vorbote irgendeines großen, kommenden Werks gesehen werden. Die leere Schüssel, mit der sie dargestellt wird, symbolisiert einerseits die finanzielle Förderungswürdigkeit, andererseits die literarische Fähigkeit, dem Nichts eine Form zu geben, die Inhalt verspricht.
Sie lässt sich Agnes oder Felicitas rufen und veröffentlicht unter diesem Namen auch ihren ersten Kurzgeschichtenband, der einen schlichten Titel wie „Licht“ oder „Mutter“ trägt und in dem Menschen in winterlichen Altbauwohnungen rauchend Sex haben und trotzdem nicht ineinander verliebt sind, sondern „irgendwie auf der Suche“. Wird sie in Interviews auf das Thema Sex angesprochen, reagiert sie genervt ob dieser ewigen Reduktion. Kommt das Thema nicht zur Sprache, fängt sie von selbst an, davon zu berichten, wie autobiographisch die Sexszenen in ihrem Buch sind – und ja, sie habe auch schon gleichgeschlechtliche Erfahrungen gemacht, das fände sie schon reizvoll, aber nicht aus Modegründen natürlich.
(Promisia bitte keinesfalls mit Lyrelda zu verwechseln, der Göttin der Selbständigkeit, die ebenfalls dem Umkreis von Seriousus entsprungen ist.)
Lyrelda im Widerstreit mit dem Lehrer, dem sie alles bisherige zu verdanken hat: Sie wehrt die Hand ab, die ihr vorhin noch Hilfe und Stütze war. Das ist ihr Wachstum.
Die Sage von Lyelda handelt vom Loslösen, vom künstlerischen Reifen. Seriousus, ihr Lehrer, wird – eben weil er es gut mit ihr meint – zum größten Hinderer. Er will Lyrelda vor Fehlern bewahren – aber Neues kann nur dann entstehen, wenn es radikal ist. Wenn Lyrelda keine Rücksichten mehr nimmt, nicht auf sich selbst, nicht auf ihren Lehrer.