Ich versammle sie wieder um mich, die Lebendigen und Toten.

Und auch für diesen Roman: Meine Mindmaps. Zwei sind es, in denen ich die Essenz zusammentrage:

  1. Personen-Mindmap
  2. Handlungs-Mindmap

Auf der Personen-Mindmap (siehe oben) stelle ich die Lebendigen und die Toten auf. Alle mit Geburtsdatum und Sterbedatum, wenn bekannt. Grün sind die, die im Jahr 2007, also während der Gegenwartshandlung, am Leben sind. Rot die anderen.

Der Romantitel hat sich übrigens geändert – von „ausgegraben“ zu „Das tiefe Dorf“.

Die Software des Autors

Leonid hat mich gefragt, welche Software ich denn zum Schreiben verwende … Ich will nun kurz darauf eingehen, was ich nutze und vor allem wie ich damit arbeite.

1) Ein Textverarbeitungsprogramm. Was ich als sehr praktisch empfinde ist eine mehrstufige Kapitelstruktur – damit ich mich zurechtfinde. Diese Kapitelüberschriften sind nur für mich, die erscheinen im fertigen Werk nicht mehr auf.

Mit „###“ markiere ich Kapitel, wo noch Text fehlt. Mit „+“ markiere ich Kapitel die ich finalisiert habe. Mit „++“ bezeichne ich Kapitel, die noch finaler sind :-)

Ich finde, die kostenlose Textverarbeitungssoftware OpenOffice ist ebenso gut wie Microsoft Word und unterstützt alle Dateiformate.

2) Freemind für Mindmaps. Hier als Beispiel meine Personen. Grün sind die, die zu Romanbeginn am Leben sind, rot jene, die bereits tot sind (Großelterngeneration und älter):

3) Ich speichere meine alten Versionen in einem Archiv. Alle paar Tage/Wochen ziehe ich eine Kopie meiner Dateien und lege sie in ein neues Verzeichnis, das als Namen das heutige Datum trägt. Das ermöglicht mir Auswertungen der alten Versionen, zudem zudem geht kein alter Text verloren – ich bin draufgekommen, dass ich Altes doch wiederverwende.

4) Ich verwende Dropbox, damit meine Daten immer gesichert sind – denn ein Computer kann jederzeit kaputt gehen. Und selbst wenn meine Wohnung von einem selbstmordenden Nachbarn im Zuge einer Gasexplosion vernichtet würde, und täte ich das überleben, könnte ich sofort weiterschreiben mit jedem anderen Computer. Wenn ich den Kopf dazu hätte. Was ich sicherlich nicht hätte.

Rivalität und Gerechtigkeit

Mindmap meiner Romanpersonen

Im kroatischen Nachmittagsregen hatte ich eine Erkenntnis, eine von jenen, die das Unzusammenpassende ineinander fügte. Nämlich, dass das Rückgrat meines Roman ein Mutter-Tochter-Konflikt ist.

Ich saß an meiner Personen–Mindmap und räumte mit meinen Personen auf. Nachdem ich aus den Zwillingen Dagmaralt und Isabellaalt endgültig Dagmarneu geschaffen habe, kam nun die Mutter Elisabeth (60) dran. Mein erster Gedanke: Arme Mutter einer Mörderin! Arm, weil schon ihr Vater, ehemals Leiter des Violanum, so sehr seine Enkelin Dagmar favorisiert hatte. Und Elisabeth so ungerecht behandelt worden war (Wo bleibt da die literarische Gerechtigkeit?).

Schlimmer noch. Der (verstorbene Groß–) Vater sah Elisabeth als zu schwach, als dass sie ihm in der Leitung des Hospitals nachfolgen sollte. Lieber sollte eine Generation übersprungen werden und gleich seine Enkelin Dagmar eingesetzt werden. Doch er lebte nicht lange genug, um Dagmar auf den Thron zu hieven – Dagmar war noch zu jung, als ihr geliebter Großvater starb. Nur deshalb wurde Elisabeth Leiterin des Violanums. Sie hatte niemals Zugang zu ihrer Tochter Dagmar gefunden. Dagmar war für sie ein Geschöpft des Großvaters, und Elisabeth hatte ihre Tochter aufgegeben.

Elisabeth, ein armes Wesen, gepeinigt von ihrem toten Großvater und ihrer starken Tochter … und wo bleibt da die literarische Gerechtigkeit? Hier kommt sie:

Weil sich Elisabeths Zorn nicht mehr gegen ihren Vater richten konnte, richtete sie ihn – unbewusst – gegen ihre Tochter. Das ist es! Eine Mutter, die den Kampf gegen Ihren Vater weiterführt. Die ihre eigene Tochter mit allen Mitteln (als Nachfolgerin im Krankenhaus) zu verhindern sucht. Die automatisch die widersprechende Meinung vertritt. Die durch ihre Festgefahrenheit verhindert, dass sich ihr die Tochter nähern kann. So wird Dagmar – ohne wirklich Mutterliebe erfahren zu haben – in eine radikale Lebensanschauung getrieben, quasi das verstärkend, was sie vom Großvater mitbekommen hatte.

Und das führte zu einem Mord, der – aus Dagmars Sicht – nötig war, um das Violanum zu retten. Damit habe ich nun den Master Plot »Rivalry« mit Mutter und Tochter als Gegner. Und die beiden sind nun im Grunde gleich stark:

A principal rule of this plot is that the two adversaries should have equivalent strengths
(Roland B. Tobias: 20 Master Plots, Seite 125)