Céline und Miller. Das ist sprachliche Brutalität.

Es ist das unbarmherzige Schreiben de beiden, das mich so packt. Mir scheint, Céline und Miller schreiben, was ihnen ein Anliegen ist – und sie kümmern sich um sonst nichts. Miller etwa hat nicht daran geglaubt, dass seine Werke jemals verlegt würden, und Céline sah sich immer als Kämpfer gegen alle und alles.

Louis-Ferdinand Céline und Henry Miller gehören zu den massivsten Autoren des 20. Jahrhunderts.

Fällt nur mir ihre sprachliche und inhaltliche Ähnlichkeit auf?

Beide waren in Paris, beide sind von New York geprägt, beide haben gegen das gewohnt Sprachliche rebelliert. Bei beiden folgt die Romanhandlung keinem üblichen Aufbau. Beide neigen dazu, sehr wertend zu sein, und gleichzeitig bieten sie Sichtweisen mit radikaler Genauigkeit. Henry Millers Werk ist von Geschlechtsverkehr dominiert, während es bei Céline der erste Weltkrieg ist, das traumatisch die Sichten verschiebt. Oder so. Ach, seht doch selbst!

Hier ein Beispiel aus Reise ans Ende der Nacht. Es spielt in New York.

Umgangsprachlich schreiben? Der Brechungsindex der Worte.

Céline transponiert das Mündliche ins Literarische mittels einer künstlich-künstlerischen Brechung:

Man müsse, so hat er sein Verfahren beschrieben, einen geknickten Stock verwenden, wenn er, ins Wasser gehalten, gerade wirken soll.

Also keine Imitation, keine vermeintliche „treue“ Abbildung der Mündlichkeit.

(Aus: Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht. Rowohlt Taschenbuch Verlag 2011. Seite 669)

Auf ARTE gab es unlängst eine Dokumentation über Celiné.

Ein Dreckskerl und sein unreines Werk: Céline.

Es ist mir egal, ob Shakespeare vierzig Nonnen vergewaltigt hat und fünfzig Kinder massakriert hat. Shakespeare ist Shakespeare.

Célines Werk ist unrein. Von Grund auf. Er hat es so geschaffen und so gewollt.

Ich sage: Ein Genie kann kein Dreckskerl sein. Sollen die anderen erst das Gegenteil beweisen.

Der Fall Céline, auf ARTE.