Worum geht es hier eigentlich?

Eine gute Frage.

Komm, setz dich, ich erkläre es dir.

Also schau.

Es gab einmal einen Urknall, und dann ist der Raum entstanden, Energie und Materie, und irgendwann ein blauer Planet mit mehrzelligen Lebewesen, und solange die am Leben sind, töten sie einander.

Aber das ist egal, weil die meisten Lebensformen des gesamten Universums gar nicht wissen, dass es ihn gibt, diesen blauen Planeten – weil er schlichtweg zu weit weg ist für irgendwelche Außerirdischen, die sich für Planeten überhaupt interessieren könnten und denen dermaßen fad ist im Schädl ist, dass sie nächtelang in den Himmel stieren – wenn sie überhaupt einen Schädel haben mit Hirn zum Denken. Klar? Also: wenn die Erde verglüht, mit all deinen Freunden, deinem Kindergarten und deiner Mama, dann ist das egal. Weil es dann keinen mehr gibt, der das irgendwie bemerkt.

Darum geht es.

Wer ist Frau Binder?

Ich war neunzehn Jahre alt, saß im Hörsaal, und ein Assistent schob die Frau herein.

Der Professor deutete auf sie und fragte uns Studenten: Wie alt schätzten Sie diese Frau?

Ich beugte mich über das Pult, damit ich die Frau gut sehen konnte. Einige Kollegen meinten, sie wäre 25 Jahre alt.

Aber die Haut der Frau war glatt und rosig bei den Brüsten, ganz wie ich es von den Ausschnitten der Debütantinnen kannte, wenn sie einen Ball eröffneten in weißen, bodenlangen Kleidern, sich drehten und leicht verschwitzt dann mit dem Ersterben der Musik aus dem Eröffnungswalzer in einen Knicks  versanken.

Also niemals war sie dermaßen alt! Denn 25, das war ja schon jenseits des zweiten Studienabschnitts, mit 25 war meine Mutter schon Mutter gewesen, nein, die Frau da war nicht älter als jene Damen, die in der Tanzschule den Goldkurs besuchten, da war man 18, vielleicht 19.

Der Professor sagte, dass sie bei einem Zimmerbrand ums Leben gekommen war; teilweise verkohlt lag sie nun auf dem Seziertisch, den der Assistent vorhin wie einen Servierwagen in den Saal geschoben hatte.

Der Professor sagte: „Die Frau war 75 Jahre alt.“

Ein Raunen ging durch die Studentenreihen.

Der Professor erkläre, dass straffe, jugendliche Haut ein übliches Phänomen sei bei Brandopfern, weil sich die faltige Haut straffte, durch den Flüssigkeitsverlust, wie bei einem halbgaren Huhn im Backrohr.