Margarita Kinstners Roman „Mittelstadtrauschen“ war letztens Buchtipp von Christine Westermann (WDR, 26.9.2013)
Monat: September 2013
Howl! Oder: was bleibt sonst zu tun, spät abends, mit nur mehr einem Melonenstück im Kühlschrank?
Die folgerichtige Handlung ist Howl zu hören, mit der vagen Idee, eine Paraphrase zu schreiben, begleitet von Rotwein, mit einer Flasche Rotwein, aber dann einfach erschlagen von den Farben und den Genitalien und den Kellnerinnen und den geheimen Tankstellen und den nackten Engeln.
Das fühlt sich an, wie … wie nach Sieg fühlt es sich an.
So ist das, wenn ich mich durch die Nebel geschrieben habe, wenn ich die Zweifel an dem gesamten Roman und an meinen Schreibfähigkeiten wie Irrwege überwunden habe.
Leichtigkeit. Freude.
Das ist Schreiben, denke, ich. Ja, das ist es.
Stell dir vor, es ist Mittelstadtrauschen! Am 14. Oktober! In der Alten Schmiede!
Margarita Kinstner liest.
Mo 14. Oktober, 19:00
Alte Schmiede, in Wien, Schönlaterngasse 9
Ich bin dabei.
Schreiben verhindert anderes Tun.
An einem Schreibtag möchte ich das Schreiben, das eben entstehen könnte, durch nichts irritieren. Ich verbringe also die Zeit zwischen dem Tippen mit Halbheiten, die darauf abzielen, jederzeit den Schreibfluss wieder aufzunehmen.
Und am Ende ist der Tag zu Ende. Es bleiben Schreibversuche.
Natürlich höre ich da schon die Stimmen: Na, dann mach doch was anderes! Such dir ein anderes Hobby!
Aber so einfach ist das nicht, weil: Schreiben ist leben. Enger noch: ohne Schreiben kein Leben.
Das macht es so herrlich klar, andererseits. Und fügt sich in seiner Zerrissenheit zu einem ganz eigenen Leben.
Szene niedergerungen.
Ein Mann beschließt, einer Frau zu helfen. Einer Frau, die er liebt. Ohne dass ihn die Frau darum gebeten hat. Und ohne, dass diese Frau ihn liebt.
Das führt letztlich zu vielen Toten.
Und seit gefühlten 47 Wochen arbeite ich an der Szene, wo der Mann der Frau seine Liebe gesteht und abblitzt. Heute habe ich sie niedergerungen.
Heute schreibe ich im Wald, an einem Fluss
Jetzt nachdenken.
Nein, ich lese Kinstners Roman nicht!
Jedem Schriftsteller sein eigenes Loch!
Hier habe ich es gefunden: http://derstandard.at/1254311688141/Der-Lochgott
Kann man an diesem Foto ermessen …
Freundschaftsrauschen
Habe ein Exemplar vom Mittelstadtrauschen geschenkt bekommen, von Margarita.
Mit so einer Widmung, dass ich immer noch gerührt bin.
Ich lese Serpentinenhirn
… obwohl in Herrndorfs Sand von Serpentinen die Rede ist.
Kopf will sich schon wieder selbständig machen, nicht vorgefertigte Sätze lesen, muss selbst Worte schaffen.
Das Schreiben setzt ein, übergangslos kommt es aus dem Lesen heraus.
Das Leiden eines anderen.
Ich will heute schreiben. Vorher Yoga. Widerstand gegen Yoga, daher ausweichen. Stöbere im Blog von Wolfgang Herrndorf – da ich seinen Roman Sand lese.
Und welchen Bedingungen er geschrieben hat.
Unter welchen Bedingungen hingegen ich leben kann.
2.7. 2012 15:45
Auf dem Boden sitzend versucht, meine Socken anzuziehen. Die linke Hand hängt in der Luft, die rechte weiß nicht, wo der linke Fuß ist. Sehen kann ich ihn auch nicht, schließlich finde ich ihn unter meinem Schenkel.
Ich mache Yoga.
Thomas Wollinger liest Mittelstadtrauschen.
Lesung aus dem Debütroman von Margarita Kinstner.
Im Hintergrund gut zu hören: das Mittelstadtrauschen. Vergleiche dazu: Margarita Kinstner liest Mittelstadtrauschen.