Plan 205. Gemeinsam einen Roman schreiben.

Der Plan lautet:

Ich schreibe einen Roman gemeinsam mit Isolde Bermann.

Der Roman ist ein Werk mit durchgängigem Stil, wir beide treten als ein Autor auf.

Damit schaffe ich es, mit weniger Aufwand zu einem fertigen Roman zu gelangen. Das Schreiben soll mir leichter fallen, weil ich mir nicht alles selbst überlegen muss. Ich möchte schneller ins Schreiben kommen und weniger nachdenken müssen. Zudem ist eine Zusammenarbeit für mich immer freudiger als Alleinearbeiten – weil ich eben ein Teammensch bin.

Isolde kenne ich seit 2004, ich schätze ihr literarisches Wesen, ihre Art, ihre Wertschätzung, ihre Sichtweisen und ihre Kritik. (Isolde, ich freu‘ mich irrsinnig über unser Vorhanben!)

Ich halte weiterhin an Plan 204 fest – ich möchte auch weiterhin ich eine Romanstruktur, die mir gestattet, nicht chronologisch zu schreiben. Eine solche Struktur haben wir in Kroatien erarbeitet. Plan 204 geht damit in Plan 205 auf:

Plan 205 = Plan 204 + 1

Meer. Ein Text.

Christian war ans Meer gegangen, und nun stieg er bloßfüßig über die Felsen in Richtung Wasser, seine Arme balancierend zur Seite gestreckt, um ja nicht zu fest aufzutreten, der Fels könnte scharf sein. Aber nichts war scharf, bloß rau war es, und zum Glück war es rau, denn deshalb war es auch nicht rutschig, an jenen Stellen, wo die Wellen die flachen Felsen überspülten, immer wieder überspülten. Er erreichte die verchromte Leiter mit dem gebogenen Handlauf. Er stieg zwei Stufen hinab, und als er mit den Knien im Wasser war, ließ er sich hineinkippen. Er hob sich die Schwimmbrille an die Augen, und das grelle Licht erschien milder.

Er legte sich auf den Rücken, das Kinn zur Burst gedrückt. Er schaute auf seine Zehen und auf das Motorboot, das von seinem rechten Fuß hin zum linken fuhr und dabei eine weiße Linie auf dem Wasser hinter sich herzog. Christian senkte seinen Hinterkopf ins Wasser, er hörte und spürte das Glucksen an seinen Ohren, und jetzt, wo er gänzlich da lag, ohne Spannung, da fühlte er sich gebettet, in etwas Kühlendes, in etwas Schaukelndes, in etwas, das es am Ende doch noch gut mit ihm meinte.

Die Wellen, die das Motorboot hinterlassen hatte, erreichten ihn und streiften über seinen Mund und seine Stirn. Das Meer schmeckte gar nicht salzig, sondern hatte eher etwas Süßes mit einem leicht bitteren Abgang. So lag er da, mit gegrätschten Beinen, mit ausgestreckten Armen, nur ab und an machte er eine paddelnde Bewegung, wenn er meinte, etwas unternehmen zu müssen.

Er hielt sich die Nase zu, rollte sich auf den Bauch, schaute hinab und sah, wie weit es unter ihm war. Er hörte ein Knacken. Ein unentwegtes Knacken. Als würde jemand auf Erdnussschalen umhertreten. Kam das von knabbernden Fischen? Oder von der Strömung, die Steine gegeneinander schob?

Über dem Meeresboden spannte sich ein Geflecht aus Sonnenlicht, dessen helle Knoten sich ausdehnten und zusammenzogen, sich hin und her schoben, sich aneinander rieben oder verharrten, und das alles passierte gemeinsam mit den Wellen und diesem Funkeln, das sich darüber abspielte.

So ein dickes Buch. Oder: Ein sehr plötzlicher Einfall in Kroatien. Oder: Autorenzusammenarbeit entsteht.

Hier habe ich dieses Video aufgenommen:


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Wir wohnten in Murter, wieder in der Ferienwohnung Anita – Anita Schellnegger war uns wieder eine sehr angenehme Gastgeberin.

Der Aufzug: Hörspiel über eine zerbrechenden Ehe. Hab ich als Schüler geschrieben.

In der Schule gab es die Aufgabe, ein Hörspiel zu schreiben. Instinktiv wählte ich eine Handlung, die sich gut zum Hörspiel ein passt – eine, die in absoluter Dunkelheit passierte. In einem Aufzug, der stecken blieb.

War ich damals vierzehn? Ich denke, es war noch in der Unterstufe, als ich das geschrieben habe.





Gerhard Roth: Literarisches Schreiben von der Großmutter lernen

Als Kind mit sechs, sieben Jahren hat mich meine Großmutter schon zum Erzählen ermuntert. Sie hat eine Geschichte begonnen und mir dann alles Weitere überlassen. Oder sie hat mir das Ende übertragen. Erst später tauschten wir die Positionen. Ich musste anfangen, was ungleich schwieriger war, und sie hatte das letzte Wort. Sie schrieb alles auf Zetteln auf und zeichnete „Wunderblumen“ dazu. Dann nähte sie die einzelnen Seiten zusammen, sodass kleine Hefte entstanden, die sie mir vorlas und die ich später auch selbst gelesen habe.

Quelle: Der Standard

Dschi-Dsche-i Wischer: Manchmal wuchtelweich vor Freude.

Ein Wesen, das genauso aussieht, wie es sich der Zuhörer vorstellt.

So ist es doch in der Literatur, nicht wahr? Nicht der Autor schafft die Personen. Sondern der Leser. Und jeder Leser auf seine unvergleichbar eigene Art. Darüber spricht Dschi-Dsche-i in diesem Video.

Für mich ist er ein Stück Kindheit. Zehn vor sieben lief er an jedem Schulmorgen auf Radio Ö3.

(Für die, die ihn nicht kennen: er stammt von Christine Nöstlinger.)

Kleine Online-Schreibwerkstatt 6/6: Zu Besuch in deiner Wohnung, aus der Sicht eines Fremden.

Großartig, dass du bei unseren kleinen Schreibwerkstatt bis zum Abschluss dran bleibst!

Mitmachen ist ja ganz einfach: du fügst deinen Übungstext als Kommentar an diesen Blogbeitrag, und danach gibst dein konstruktives/wertschätzendes Feedback zu den Texten der anderen.

So hilfst du anderen, genauso wie die anderen dir helfen.

Voraussetzung für diese Übung ist: Du hast die erste, zweite und dritte Übung bereits gemacht.

Hier die letzte Übung:

Schreibe einen kleinen Text über eine Person, die deine Wohnung besucht, und zwar aus Sicht dieser Person. Darin liegt der Reiz der Aufgabe: das, was dir vertraut ist, aus einem fremden Blickwinkel wahrzunehmen.

Ziel des Texts ist, einen Eindruck deiner Wohnung zu vermitteln; die Leserin soll das Gefühl bekommen, etwas von deiner Wohnung kennengelernt zu haben.

Die Person, die deine Wohnung besucht, ist jemand, die nicht in deiner Wohnung lebt (Freund, Einbrecherin, Kunde, Installateurin, Briefträger,…).

Vermeide Wertungen und Gedanken dieser Person. Du brauchst nicht alle Zimmer zu beschreiben – in der Kürze liegt die Würze.

Arbeite hauptsächlich mit den sinnlichen Wahrnehmungen (Was sieht die Besucherin? Was riecht sie? Was fühlt sich wie an? Siehe die Übung zu VAKOG), vermeide Schlussfolgerungen.

In der Wochenend-Schreibwerkstatt, die ich in den letzten Jahren gehalten hatte, war dies die Hausübung gewesen – mit dieser Aufgabe wurden die Schreibenden in den Samstagabend entlassen, und die Ergebnisse wurden Sonntag Früh besprochen.

Der Sonntag war der Tag, wo wir uns nochmals die Ziele der Schreibenden ansahen – in Hinblick auf die oft fundamentalen Erkenntnisse des Samstags – und in den verbleibenden Übungen konsequent darauf hinarbeiteten. Für Sonntag gab es keinen vorgefertigen Ablauf mehr – jedem Teilnehmer gab ich jene Übungen, die er gerade brauchte. Ja, ja, mit den Jahren kam schon ein ganz großer Bauchladen an guten Übungen zusammen.

Ich hoffe, euch hat diese meine kleine Online Schreibwerkstatt Spaß gemacht, und so wünsche ich euch viel Freude beim Schreiben und beim spannenden Austausch mit Gleichgesinnten.