Ich habe Angst vor der Sprache, die sich in mir entwickelt.

Die Abgründe meines Protagonisten werden tief sein. Sie werden sich durch die Erdschichten einer Kindheit ziehen und viel weiter.

Natürlich sind es meine Abgründe, in die ich sehen werde! Denn woher sonst soll alles kommen, außer aus mir?

Es darf kein Zurückhalten geben. Kein Kopf, kein Denken mehr, keine gescheiten Halbheiten im Geschriebenen. Es geht um das blanke Nicht-Krepieren im Angesicht einer Vergangenheit, die sich aggressiv in seine Gegenwart herauf frisst.

Ich habe Angst vor der Sprache, die sich in mir entwickelt.

(Bin nun eben intensiv am Heranreifen meiner Schreibhaltung. Ein Prozess, der sich weniger in Geschriebenem als in verbrachter Zeit äußert. … Coole Angst! Nützliche Angst. Wird meinem Romanhelden umgehängt.)

Textskizze, entstanden bei der Arbeit an meiner Schreibhaltung

Diese Dialogskizze entstand letztens, als ich an meiner Schreibhaltung gearbeitet habe und mir ein Musikvideo immer und immer wieder angehört habe:

(In einem Salsa-Tanzlokal)

Er: »Die Vergangenheit ist ein Abgrund. Ich habe hinabgesehen. Aber ich bin nicht gesprungen! Ich habe mich umgedreht und bin weggegangen. Hierher. Jeden Tag springe ich nicht in den Abgrund.«

Sie: »Jeden Tag drehst du dich um und gehst weg?«

»Ja. In der letzten Zeit mehrmals am Tag.«

»Wo willst du denn hin?«

»Muss denn jeder etwas wollen? Ich will nichts wollen. Ich will tanzen. Komm, wir tanzen!«

Mit solchen Textstücken nähere ich mich den Romanpersonen und meiner Schreibhaltung.

(Die jetzt gestrichenen Sätze kommen mir geschwätzig vor. Waren aber wohl nötig geschrieben zu werden, um mich zu nähern.)

Schreibhaltung aufbauen. Meine wichtigste literarische Arbeit.

Schreibhaltung ist jenes Gefühl, mit dem ich die Arbeit an einer Szene beginne.

Ich habe gelernt: Mein Text lebt und fällt mit meiner Schreibhaltung. Wenn mein Gefühl nicht passt, nützt mir mein ganzes handwerkliches Können nichts.

Im meinem Leben musste ich viele Szenen streichen – nicht, weil sie schlecht formuliert waren – sondern weil meine Schreibhaltung nicht passte.

Darum die wichtige Vorarbeit: Dass ich in mir ein Gefühl aufbaue. Für die Schreibhaltung. Für den Protagonisten. Für seine Dringlichkeit. Wichtig: ich muss mir emotional völlig klar sein sein, was für ein Gefühlscocktail das das ist. Bin ich mir unsicher, starte ich vorschnell mir dem Schreiben, dann haben alle Worte maximal die Wertigkeit von vorläufigen Skizzen und Näherungen.

Es geht also um Gefühle. Nehmen wir als plakatives Beispiel eine Begräbnisszene, und meine Aufgabe ist es, einen Besucher zu zeigen. Dann habe ich mich mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen. Trauert er? Wenn ja: In welcher Phase des Trauerns steckt er denn gerade? Ist es Wut, Verweigerung, Verzweiflung, oder ist dem Besucher alles egal? Auf dieses Gefühl ist die Beschreibung des Begräbnisses auszurichten.

Und nun die gute Botschaft (für mich): wenn die Schreibhaltung stimmt, echt stimmt, dann fließt der Text. Dann passen die Worte und die gezeigten Beobachtungen.

Widersprüchlichkeiten in den Texten (etwa, wenn Beobachtungen nicht zur Gefühlslage des Beobachters passen) treten nicht auf, wenn die Schreibhaltung stimmt.

Wie komme ich nun zu meiner Schreibhaltung? Durch Musik. Durch Spielfilme. Durch Fernsehdokus. Durch Für-mich-sein. Eigentlich kaum durch Lesen.

Obiges Video ist ein Beispiel – wenn ich dieses Lied höre, verstärkt sich meine Antipathie gegen Vergangenes und die Notwendigkeit, sich an der Gegenwart zu betrinken – ein wichtiger Charakterzug meines aktuellen Romanprotagonisten Keichlo.

Das Wort Schreibhaltung verdanke ich übrigens von Gustav Ernst. Habe es von ihm in der Leondinger Akademie für Literatur 2006 gelernt. Danke dir!

Die Geschichte, die ich niederschreibe, die muss mir ja erst erzählt werden.

Von überall in meinem Alltag höre ich Stücke meiner künftigen Geschichte. Aber widersprüchlich ist, was ich bekomm. Und lückenhaft. Muss mir vieles zusammenreimen.

Letztens, grundlos, inmitten eines Tags, der Gedanke: Ich müsste mir den Film „Angel Heart“ wieder ansehen. Denn der würde etwas für meine Geschichte bereit halten.

Tat ich also. Der Film hat mir etwas Erschreckendes über meinen Romanhelden gezeigt (Hat nur bedingt mit dem Film zu tun).

Mir scheint, dass ein Denkakt, der sich nun schon über Wochen zieht, seinen Höhepunkt überschritten hat.

Eine Kuh stand am Gatter und schlug mit der Stirn gegen den Holzpfahl. (Romanausschnitt)

Dies ist ein Kapitel aus meinem Romanprojekt „Violanum“. Timon, der Ich-Erzähler, lebt mit Dagmar, ihrer 14jährigen Tochter Angelika und dem achtmonatigen Pflegekind Dorian in Friedstatt. Timon hat übrigens keinen Geruchssinn. Zu Besuch kommt Christian, Angelikas neuer Freund.

Es kam der Tag, an dem Christian bei uns zum Abendessen eingeladen war. Ich pürierte die Kartoffel mit dem Stabmixer, Dagmar kümmerte sich um die faschierten Laibchen. Angelikas Lieblingsspeise. Und auch meine. Ich mag alles, was ich nicht schneiden und beißen muss. Der Marillenkuchen war längst fertig und stand – noch warm – auf der Arbeitsplatte. Angelika kam herunter, in Jeans, und dann kam sie wieder, aber in einem Rock diesmal. Einmal waren ihre Lippen rötlich, dann wieder trug sie transparentes Gloss. Sie fragte Dagmar, wo denn die Kerzen wären. Und keiner von uns dürfte unter irgendwelchen Umständen in ihr Zimmer! Dagmar reichte ihr eine Schachtel und sagte, sie solle aufpassen, dass sie das Haus nicht abfackele.

Dagmar flüsterte mir zu: »Hast du ihr Parfum gerochen? Als hätte sie darin gebadet.«

»Ich habe nichts gerochen.«

»Aber es riecht doch so stark … ach ja. Entschuldige, bitte.«

»Liebe heißt, sich niemals entschuldigen zu müssen.«

»Love Story«, sagte Dagmar. »Endet nicht gut.«

Dorian krabbelte uns zwischen den Beinen umher und wollte beim Kochen mithelfen. Der Stabmixer und das spritzende Kartoffelpüree hatte es ihm angetan. Ich hob ihn zum Herd, damit er die brutzelnden Fleischleibchen mit dem Bratenwender wenden konnte. Ich gab ihm zu kosten, so lange, bis er vorab schon satt war. Dann gab ich ihm noch sein Fläschchen. Beim Saugen rieb er sich die Augen. Dagmar bat Angelika, den Tisch zu decken, aber Angelika, irgendwo oben, rief, sie habe keine Zeit jetzt. Als Dorians Fläschchen leer war, wickelte ich ihn und brachte ihn in sein Zimmer. Ich blätterte mit ihm noch ein Buch über Tiere im Wald durch, dann gab ich ihm einen Kuss auf die weiche, warme Stirn und bettete ihn im Gitterbett neben seine Stoffsonne. Ich ging hinaus. Er fing zu weinen an. Er weinte all die Minuten, während denen ich unten im Wohnzimmer den Esstisch deckte. Sein Weinen war kein zorniges oder unwilliges, sondern dieses Tränenlose, und es klang eher wie ein Abschiednehmen von einem wunderbaren Tag, und darin war etwas von der Melancholie, die in jedem Sonnenuntergang mitschwang. Ein Tag weniger im Leben, und gleichzeitig eröffnet eine frische Nacht die Chance auf einen wunderbaren Morgen. – Er lachte mich an, als ich wieder oben bei ihm war, um nach ihm zu sehen, um ihm den Rücken zu streicheln. Lachen und Weinen in Dorian – beides so federleicht nebeneinander, so wie eben mehrere Stimmungen in einem Menschen zur selben Zeit sein konnten. Mit dem Unterscheid, dass Dorian seine Stimmungen mit uns teilte, spontan und ohne Gedanken. Er brabbelte, ich sagte ihm, dass er Recht hatte. Nach ein paar Minuten war er leise, als habe er sich vom Schlaf überzeugen lassen.

Unten, im Wohnzimmer, wurden mittlerweile die Minuten knapp. Angelika ging auf und ab, und als sie zu ihrer Mum sagte, sie sollte durchlüften, wegen des Küchengeruchs, da reichte es Dagmar, und sie schickte ihre Tochter hinauf: »Dein Stress ist ja nicht auszuhalten.«

Fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit stürmte Angelika hinunter – »Er kommt«, sagte sie mit versuchter Zurückhaltung. Es klingelte.

»Willst du nicht aufmachen?«, fragte Dagmar.

»Meinetwegen«, sagte Angelika.

Christian kam herein, mit weißem Hemd und einem Pullover um die Schultern. Er brachte eine kleine Kühlbox und reichte sie Dagmar.

»Danke«, sagte sie und öffnete den Deckel. Sie hob eine Plastikschüssel heraus. Darin lagen T–Bone–Steaks in Öl.

Christian sagte: »Das ist eine Geschenk von meinem Vater. Die Steaks sind seit drei Wochen eingelegt. Die sind so mürbe, die kann man fast schon ohne Messer essen.«

Dagmar dankte und schob das Plastik in den Kühlschrank.

»Die Kühlbox muss ich heute wieder mitnehmen, die gehört meinem Vater«, sagte Christian und trug sie hinaus, in den Vorraum, und stellte sie dort ab, wo er seine Schuhe hingestellt hatte. Wohl, um die Kühlbox ja nicht zu vergessen. Wir setzten uns zu Tisch. Dagmar und ich nebeneinander, gegenüber Christian und Angelika. Ich teilte das Püree aus dem dampfenden Topf aus, und als es zu den Faschierten Laibchen kam, sagte Christian: »Für mich nicht, bitte.«

»Warum denn nicht?«

»Ich esse Fleisch nicht so gerne.«

»Warum hast du mir das nicht gesagt?«, herrschte Dagmar ihre Tochter an.

»Es tut mir leid«, sagte Christian.

»Es geht nicht um Sie, Herr Christian, es geht um Angelika. Die ganze Zeit liegt mir meine Tochter mit allem Möglichen in den Ohren, aber das Wichtige erfahre ich natürlich nicht. Etwas Ayurvedisches hätte ich kochen können, oder … es tut mir leid.«

Angelika sagte: »Mum, ich habe es nicht gewusst. Echt nicht.«

»Ich mag Kartoffelpüree, wirklich«, sagte er.

Dagmar sprach das Tischgebet, ich verschränkte meine Finger unter dem Tisch und senkte den Blick, bis sie fertiggesprochen hatte. Als jeder von uns seinen ersten Bissen getan hatte, fragte ich: »Die Idee, uns Steaks mitzubringen, die hatte dein Vater, nicht wahr?«

Christian nickte. »Ich kann ja nicht mit leeren Händen das Haus einer Gefährtin betreten, hat mein Papa gesagt.«

Ich fragte: »Ist dein Vater ein Gefährte?«

»Nein.«

Er machte einen Bissen vom Kartoffelpüree und sagte: »Das schmeckt ausgezeichnet.«

Und dann sagte er: »Ich habe Papa gesagt, dass Angelika eine Gefährtin ist. Da hat er gesagt, Christian, pass auf, dass du das ja gut hinkriegst.«

Dagmar hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen. Christians Blick bewegte sich tastend zwischen Püree, Angelikas Händen, seinem Glas Orangensaft, Dagmar und mir hin und her. Und in dieses Schweigen hinein sagte ich, wie toll ich es fand, dass Christian nun bei uns sei. Und dass Angelika so viel Positives erzählt habe, und so fragte ich ihn nach diesem und jenem, bis seine Antworten flüssiger kamen und er lächelte. Er erzählte sogar, dass er nach der Matura Veterinärmedizin studieren wolle, um den Tieren ein menschenwürdigeres Dasein zu geben. Ja, er sagte wirklich »menschenwürdig«.

Beim Marillenkuchen erzählte ich vom Vorschlag des Abts, eine Gedenkfeier für Alexandra zu machen. Dagmar fand die Idee sehr gut, typisch sei das für Abt Perntaz, der einem ja stets zu helfen wisse. Sie kannte ihn ja noch von früher. Und fand es schade, dass der Abt nun der Abt war, und dass sie es viel lieber gehabt hätte, er wäre Seelsorger in Friedstatt geblieben. Weil er zuhören konnte.

»Aber er ist schon ein verschlossener Mensch«, sagte sie.

»Wen meinst du?«

»Na, Abt Perntaz. Er ist offen, das merkst du an seinen Fragen. Aber er ist auch verschlossen. Mehr als zwei Sätze am Stück redet er nur, wenn er eine Messe liest«, sagte Dagmar.

Angelika sagte, dass sie bei der Feier für Alexandra dabei sein wolle. Aber mit Christian. Und Christian fragte, wer Alexandra war. So erzählte ich ihm von Bettina und von meiner toten Tochter, und da schaute er mir in die Augen, zum ersten Mal an diesem Abend. Dann war das Essen fertig, und Angelika fragte, ob sie nun ins Zimmer gehen könnten. Dagmar nickte. Angelika stand auf. Christian auch – aber Angelika sagte, er solle erst in zehn Minuten nachkommen.

Angelika ging hinauf. Christian blieb sitzen.

Ich fragte ihn, wie es denn käme, dass er Vegetarier sei. Bei einem Vater, der Fleischer ist, doch sicherlich nicht einfach.

Christian sagte: »Ich bin leider kein Vegetarier. Daheim geht das nicht. Mein Vater ist sehr engagiert. Biologische Landwirtschaft. Nachhaltige Viehzucht. Er hat gute Kontakte zu den Bauern und unterstützt sie sehr.«

Er nahm seinen Pullover, den er auf seine Stuhllehne gelegt hatte, in beide Hände. Hielt ihn mit beiden Händen vor seinen Bauch. Er sagte: »Ich war dreizehn. Da habe ich meinen Vater begleitet. Zu einem Bauern. Der hatte seine Kühe auf einer Alm. Es war ein wunderschöner Nachmittag mit Wolken und Sonne und Kühen und mit einem Geräusch.«

Christian ballte eine Faust, legte sie auf die Tischplatte. Und pochte. Tock. Tock.

»Ich habe mich umgeschaut. Wo so ein Geräusch herkommen konnte. Da war eine Kuh. Die stand an einem Gatter und schlug mit der Stirn gegen den Holzpfahl. Tock. Ich habe gefragt, was mit der Kuh los ist. Tock. Vor zwei Tagen hatte man ihr Kalb abgeholt.«

Christian beugte sich vor und flüsterte: »Man muss doch die Dinge selbst gesehen haben, nicht wahr? Aus eigener Anschauung. Das ist wichtig. Darum war ich einmal auf einem Schlachthof.« – Er atmete ein. Er knetete den Pullover. Er atmete aus. – »Ich habe das Töten gesehen. Ich habe das Schreien gehört. Ich habe das Bluten gesehen. Und das schlimmste war: ich habe sie gerochen. Diese Angst. Ich habe die Angst gerochen. Das ist nichts, was ich Angelika gleich erzählen wollte, oder? Das ist doch okay, oder?«

Ich nickte. Dagmar nickte.

»Aber bitte, sagen Sie meinem Vater nicht, dass ich kein Fleisch mag, ja?«

Ich wollte etwas sagen, aber dann nickte ich doch nur. Dagmar sagte: »Danke, dass Sie gekommen sind.«

»Ihr beide könnt euch ruhig duzen«, sagte ich und wies darauf hin, dass Dagmar mich monatelang und sehr hartnäckig gesiezt hatte. Dagmar lächelte.

»Ich bin Dagmar« sagte sie.

»Christian«, sagte Christian. Er räusperte sich. Er sagte: »Das Kartoffelpüree war ganz ausgezeichnet, Dagmar.«

Seither hatte sich der Gegenwartspunkt ein Stück weit verschoben …

… ein winziges Stück vom Anfang der Welt zu ihrem Ende, der Raum der Vergangenheit war größer geworden, der Raum der Zukunft kleiner.

(Herbert Zand: Letzte Ausfahrt. Roman der Eingekesselten. Seite 71)

Große Worte sind das. An denen halte ich mich fest, wenn mir mein Denken zu schlammig ist.

John Steinbecks Warnung vor einer bösartigen Falle

Beware of a scene that becomes too dear to you, dearer than the rest.

It will usually be found that it is out of drawing.

Quelle: Brain Pickings

Ja. Ja. Ja, so recht hat er, und so oft habe ich nicht darauf gehört! So oft falle ich wider besseres Wissen auf sie herein, auf diese schönen Szenen, diese wunderbare Textstellen, die ach so lesungsgeeignet sind, wo die Zuhörenden sagen: Der Mann kann so gut schreiben! Das sind Fallen. Schlimmer: Das sind Sirenen. Schlimmer: Da nützt kein Festbinden am Mast, kein Wachs in den Ohren. Da hilft mir nur ein Opfer für meinen Schreibgott.

Meine Mindmap als Seziertisch: Bin wieder mal im Strukturierungswahnsinn.

Und nun bin ich wieder drinnen. Beim Hin- und Herdenken. Beim Wühlen in der Vergangenheit meiner Protagonisten. Eine Mindmap als Seziertisch.

Stündlich wechsle ich Herkünfte, Kindheiten und Persönlichkeitsmerkmale aus. Spiele Verhaltensmöglichkeiten durch, bis es mir zu wild wird und ich mich rückbesinnen muss. Auf die Kernwerte des Romans.

Wie ein Elektriker in einem Altbau stemme ich die Wände auf und verlege neue Kabelstränge zwischen den Protagonisten. Aber anders als ein Elektriker habe ich noch keinen rechten Plan.

Der wird auch niemals kommen. Bloß Näherungen. So gut kenne ich mich schon.

Die Philosophie des Geschichtenerzählens. Video.

Wir Schreibende schreiben Geschichten. Wir beschäftigen uns mit dem Vergangenen – wir machen uns zu Geschichtsschreibern einer (fiktiven) Geschichte. Deshalb geht uns dieses Video etwas an.

Es beschäftigt sich (unabsichtlich?) mit der Erzählperspektive. Mit der Subjektivität der Geschichte: Der Erzähler kann nicht nicht in einer Zeit oder einem Land verortet sein.

Das ist weder gut noch schlecht – es ist so. Wenn ich als Schreibender mir dessen bewusst bin, dann werden meine Texte lebendiger. Und damit mein Erzähler.

Vergangenheit ist immer ein Konstrukt.

Es gibt keine reine Gegenwart. Die Vergangenheit ist immer präsent.

https://www.youtube.com/watch?v=huLSVI-EONQ

(Hier was zum Weiterlesen: Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 209-287. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben)

Der Unterschied schafft Literatur. Darum hier Video über die Philosophie des Unterschieds.

Wenn der Leser liest, was ihm vertraut ist – was bringt es ihm? Wenig, behaupte ich.

Es geht um etwas anderes. Um andere Inhalte. Um die andere Sichtweise.

Genauer: Es geht um den Unterschied in den Inhalten. Um den Unterschied in der Sichtweise. Zwischen Autor und Leser.

https://www.youtube.com/watch?v=sylOzfATNE8

Für mich folgt aus alledem: Erst der Unterschied schafft Literatur.

Das führt mich – wie so oft in diesem Blog – zu Oscar Wilde, der den Unterschied in der Betrachtung eines Werks als etwas Wertvolles erkennt:

Meinungsverschiedenheit über ein Kunstwerk zeigt, dass das Werk neu, vielfältig und bedeutend ist. Wenn die Kritiker uneins sind, ist der Künstler einig mit sich selbst.