Das Überarbeiten. Weshalb ich es mache.

Warum überarbeite ich einen Roman, der an sich abgeschlossen ist, von Grund auf? Woher nehme ich meine Motivation für diese Art von Arbeit?

PS: Ich meine in dem Video das kommende Romanprojekt „ausgegraben“ – keine Sorge, „Violanum“ überarbeite ich nicht.

Schreiben fordert seine Zeit.

Klar kann man sagen: Balzac hat auch unter enormem Druck geschrieben! Aber, entgegne ich, stellt euch vor, er hätte nicht diesen Druck gehabt, was hätte er dann erschaffen!

So schön zeigt dieses Video den Unterschied zwischen 10 Sekunden und 10 Minuten…

(Und: Ja, ich bin mir meines zeitlichen Luxus sehr wohl bewusst, etwa im Vergleich zu alleinerziehenden Müttern mit ihren gedrängt getakteten Alltagen.)

Mehr als dreihundert: Das Feedback der Margarita Kinstner.

Habe eben mein Manuskript von Margarita Kinstner zurückbekommen.

Die bedeutendste Beanstandung: Sie war erst ab Seite 15 voll im Roman drinnen – da will ich mir noch was einfallen lassen, will andere Meinungen einholen, vielleicht ist da was zu kürzen. Und geschätzte dreihundert Tipp/Rechtschreibfehler hat sie mir angestrichen.

Und auf den Rand von Seite 241 schreib sie: „Wahnsinn – das alles war eine der besten Szenen, die ich je in meinem Leben gelesen habe!“

Bekämpft die Gleichheit!

Literatenfrühstück mit GRAUKO in Graz. Alexandra erzählt vom Stöbern in einer Buchhandlung: „Du liest einen Klappentext, und entweder animiert dich der zu einem Lachanfall oder es ist dieselbe Geschichte, die du schon vorher gelesen hast.“

Sie nennt als Beispiel die Thriller „Der Federmann“ (Vögel liegen auf der Brust auf den Ermordeten) und „Der Vogelmann“ (Vögel eingenäht Herzen der Ermordeten) und ruft uns Literaten auf, dass wir etwas tun müssen.

Ich frage sie nach den Arten der Literatur, die ihr denn so üblicherweise begegnen…

  1. Chicken Literature (Etwa: Frau lernt Mann kennen, Mann ruft nicht an, Frau auch nicht, denkt aber darüber nach, ihn anzurufen, was ihre beste Freundin nicht zulassen will. 199 Seiten später: Happy End)
  2. Ermittlerkrimis, pseudomäßige. Mit einem Ermittler, der keine Befähigung hat, zu ermitteln Der verwirrt ist, der Katzen oder so etwas liebt, was aber alles nichts mit der Handlung zu tun hat.
  3. Psychothrillerserienkillergerichtsmedizinprofilerbücher
  4. Fantasyromane („Du hast einen Magier, der ist weder gut noch böse, das entscheidet sich erst später. Dann der Junge, der zu Großem geboren ist, aber nichts davon weiß und schon vor der Geburt verfolgt wird.“)
  5. Historische Roman (Eine starke Frau überwindet soziale Grenzen ihrer Zeit und findet dann doch die Erfüllung den Armen des Geliebten. Oder: Eine schwache Frau in den Armen eines starken, toll gepflegten Seemanns mit langen Haaren.)
  6. Cornwallgeschichten („Und weil es in Cornwall so viele Bauernhöfe gibt, steht in den Büchern mindestens ebenso viel Mist drinnen.“)
  7. Weltuntergangsromane (Da geht die Welt unter, was sonst)
  8. Horrorbücher (Etwa von Stephen King. Diese Kategorie ist noch halbwegs authentisch. Die schreiben über etwas, wo eine ewige Quelle ist)

Damit es seinen Schrecken verliert

Manchmal erfahre ich irritierende Dinge. Und damit die dann ihren Schrecken für mich verlieren, gehe ich ganz nahe hin. Wie etwa hier:

Zu dir hineingeschlichen habe ich mich, und nun stehe ich an deinem Lager. Deine Augenlider haben sie dir geschlossen, damit du endlich schläfst. Ich habe dich schreien gehört, so wie wir alle im Dorf dich gehört haben, und gehofft haben wir alle, dass dein Kind doch noch aus dir heraus kommt. Als es für dich zu Ende war, haben sie eine Decke auf deinen Bauch gelegt, und an meinen Ohren liegt immer noch dein letzter, großer Schrei.

Sie haben mich geschickt, weil du morgen Dämonin sein wirst, zur Stärksten unter allen starken Frauen wirst. Weil du um das Leben gekämpft hast und gesiegt hast und deinen Platz neben den Göttern einnehmen wirst. Und mich, den Jüngsten unter den Dieben, haben sie geschickt, damit ich einen Talisman besorge, einen, der so stark ist, dass er alle unsere Feinde gefroren macht. Aber wie soll ich auch nur einen, einen einzigen Finger von dir losschneiden, wo du im letzten, großen Schrei deine Finger so fest zu Fäusten gepresst hast, dass nur mehr kalter, weißer Stein übrig ist?

(In meiner letzten Schreibwerkstatt am 19.2.2012 erfuhr ich von Mociuaquetzqui. Nach aztekischer Mythologie wird eine Frau, die an der Geburt verstirbt, zur Mociuaquetzqui, also zur starken, weiblichen, engelhaften Dämonin. Aber erst nach drei Tagen. Und wer es schafft, innerhalb der drei Tage ihr Haare oder Finger abzuschneiden für ein Amulett, der braucht keine Feinde fürchten.)

Trage meinen Schreibraum mit mir

GRAUKO bei der Arbeit.

Inspiriert vom weiten Schreibraum der Dorothy Parker fragte mich Viki gestern in einem Kommentar:

Wann ist ein Raum Ablenkung, wann Inspiration? Ist es besser alles oder nichts zu sehen? Wie immer individuell? Wie ist es bei dir?

Bei mir ist es folgendermaßen: Meinen Schreibraum trage ich mit mir. Es gibt Orte, wo er besser hin passt und Orte, wo er keinen Platz findet. Wenn es weit um mich ist, dann hat mein Schreibraum guten Platz. Etwa in meiner Wohnung, im Zug nach GRAZ zu GRAUKO, in Stillfried mit Blick auf die Kleinen Karpaten. Obiges Bild übrigens zeigt den Schreibraum, den GRAUKO 2010 in Kroatien genossen hat.

Und du? Liebe Blogleserin, lieber Blogleser, liebe Viki … wie sieht dein Schreibraum aus?

Ute Schlerath wird am 24.2. in Wien lesen

Ute Schlerath ist ein junges Mitglied beim Grazer Autorinnen und Autoren Kollektiv GRAUKO.

Nun präsentiert sie eine griffige Auswahl ihrer berührenden, beißenden, scharfgedachten und allesamt kurzen Texte.

Freitag 24.2. 2012, 19:00
Café Kandinsky, 7., Lerchenfelderstraße 13/6/14

Einen weiten Blick in die Denk- und Schaffensart der Ute Schlerath bieten die mittlerweile 20 Videos auf youtube:

„Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn!“

Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn! Die haben sich ausgezahlt, die vielen Fassungen – ich hab es gestern in der Nacht tief bewegt aus der Hand gelegt!

Jetzt hast du es geschafft, die Archäologin zu toppen.

Wo willst du noch hin? Nach Schweden??

Das kam gestern als SMS von Margarita Kinstner. Hatte ihr das Manuskript zum Roman Violanum zu lesen gegeben.

Und beim Telefonat später sagte sie: „Thomas, ist bin so stolz, dass du diesen Roman geschrieben hast!“

Wer weiß denn, wie es in mir aussieht?

Peter Lorre in der Rolle eines Literaten, der aus seinem Schreiballtag erzählt. Er redet davon, wie es ihn zum Schreiben treibt, wie das Schreiben sein Leben ergreift und er es tun muss.

https://www.youtube.com/watch?v=dKO1Q190zU4#t=6116s

Dann lese ich was ich getan habe, und lese, und lese … Das habe ich geschrieben? Aber ich weiß doch von gar nichts! Aber wer glaubt mir denn? Wer weiß denn, wie es in mir aussieht?

Eine Trilogie strukturieren

Was zu tun ist, damit sich die Romane zur Trilogie ergänzen. Das Resumée eines Schreibtags.

Die Trilogie umfasst damit:

  1. Die Archäologin (2004 veröffentlicht)
  2. „ausgegraben“ (Romanprojekt, 2004 begonnen, 2006 eingestellt, nun wieder aufgenommen)
  3. Violanum (Romanprojekt, 2006 begonnen)