Hit it! Heute Nacht mache ich ihn fertig.

– Es sind 15 Seiten noch zu korrigieren. Ich habe ein Schreibschaf, eine halbe Flasche Schnaps, es ist 22:47, und ich trage Kopfhörer.
– Hit it.

– It’s 106 miles to Chicago. We’ve got a full tank of gas, half a pack of cigarettes, it’s dark, and we’re wearing sunglasses.
– Hit it.

https://www.youtube.com/watch?v=YHa_jqxnn4o

Fetzenliteratur. Über die Sprache im Internet.

Welche Auswirkungen haben neue Medien unser Verhalten? Wir lieben und hassen uns wie eh und je, und Kriege wird es weiterhin geben. Aber etwas ändert sich: Wenn wir uns im Grunde nichts zu sagen haben, finden sich dafür andere Worte, und die Konversation folgt einer eigenen Grammatik.

Letztens, im Standard, ein Artikel zu dem Themenkreis…

„Fetzenliteratur“ bedroht Sprachkompetenz

Experte Zehetmair übt Kritik: „Man nimmt sich kaum noch die Zeit, ganze Sätze zu formulieren“

München – „Fetzenliteratur“ auf Twitter oder in SMS bedroht nach Ansicht des Rechtschreibrats-Vorsitzenden Hans Zehetmair die Sprachkompetenz junger Leute. „Unsere Zeit ist so schnelllebig geworden. Da müssen Sie sich nur die Twitter-Literatur ansehen, in der es keine ganzen Sätze mehr gibt“, bemängelte er. „Fetzenliteratur“ nennt das Zehetmair.

Man sei weltweit in zivilisatorischen Gesellschaften auf dem gefährlichen Weg, dass immer weniger gelesen, immer mehr Fetzenliteratur gepflegt, immer weniger geschrieben werde, sagte Zehetmair. „Eine junge Generation schreibt heute – um eine Liebe zum Ausdruck zu bringen – keine Briefe mehr, sondern ‚HDL‘ – ‚Hab Dich lieb.'“

„Alles mit Ausrufezeichen“

Auch die Schule komme ihrem Bildungsauftrag in dem Bereich nur begrenzt nach. „Die Lehrer sind auch Kinder unserer Zeit und – bei allem guten Bemühen – gibt es auch bei ihnen oft diese Fetzenliteratur: super, geil und alles mit Ausrufezeichen.“ Hochschullehrer beklagten immer wieder die mangelhafte sprachliche Qualität von Diplom-, Magister- oder Bachelorarbeiten. „Man nimmt sich kaum noch die Zeit, ganze Sätze zu formulieren.“ Nach Angaben von Linguisten müssten rund 20 Prozent der 15-Jährigen heute als Analphabeten bezeichnet werden, sagte Zehetmair.

Hohe Zahl an Anglizismen

Eine Schwierigkeit sei auch die steigende Zahl an Anglizismen, die die deutsche Sprache überflute. Sprache sei in vielen Bereichen ausschließlich verzweckt worden und sei überbordet mit Fremdeinflüssen. „Ich bin nicht gegen Anglizismen im Allgemeinen, aber man sollte schon noch wissen, was die Worte auf Deutsch heißen.“ Das fehlende Hinterfragen sei aber „symptomatisch für eine Gesellschaft, die nicht mehr hinter die Dinge blickt und die Hintergründe nicht mehr beleuchtet“, sagte Zehetmair und warnte: „Eine solche Gesellschaft ist anfällig für Manipulation.“

Quelle: Der Standard, 02. Jänner 2012

Würmer

Der vierte, nein, fünfte gekühlte Schnaps heute beim nächtlichen Überarbeiten, und tief dringe ich in meinen Roman und wühle und wälze mich – und soeben presse ich mich an folgende Stelle:

Viola. Dein Leib unter dem weißen Tuch, du hebst und senkst deine Brust. Und dann dieses Zittern des gestrafften weißen Stoffs über deinem Gesicht, der sich über der Nase aufbläht. Dein immerwährender Atem ist das nicht, sondern es ist das Gewürm unter deinem Leichentuch, ineinander verschlungen und auf der Suche nach Fleisch, aber das einzige Fleisch ist ebenso Gewürm, das sich wild in sich selbst verknotet, in sich hineinkriecht, früher gemästet mit deinem faulem Leib aber nun, wo aller Kadaver aufgefressen ist, wo sogar deine Knochen verbrannt sind, da bleibt dem Gewürm nichts als anderes weiches Gewürm. So seid ihr Friedstätter, verknotet und durchdrungen ineinander, und ihr sagt: Ich trage den Leib Violas in mir, denn ich fresse den, der einen gefressen hat, der von Viola Leib gefressen hat. Und wehe, ein Mensch kommt und lüftet das Tuch! Dem nagt ihr die Fingerkuppen auf, sobald er das Tuch berührt hat, und unter seine Fingernägel fresst ihr feine Röhren und weiter die Haut entlang über Arme und Schultern und den Hals innerhalb der Wangen weiter bis in die Augen. Endlich die Augen! Ihr saugt dem Menschen die Glaskörper aus, mit denen er Viola gesehen hat. Und ist dieser Mensch eine Frau, dann geht es weiter, hinab in ihre Brust, hinab in ihren Unterleib, und sitzt dort das Ungeborene, dann drückt ihr das Kind aus dem Leib und klebt eure weißlichen Eier in den Schleim der Nachgeburt und ruft: Dies war ein fremder Körper! Wir mussten ihn verschlingen, damit Viola rein bleibt!

PS: Obiges Grabmal, fotografiert von meiner Tante in Bourg en Bresse, Burgund, hat mich zum Grabmal Violas inspiriert. Danke!

Yipppiiieee! (Was zum Mitfreuen)

Ein Autor, der mir zugleich Freund und wichtiger Kritiker ist, der zu jenen wenigen gehört, der meinen Roman im Februar zum Feedbacken bekommen wird, hat nun für seinen Roman die Zusage eines sehr renommierten Verlags bekommen.

Übrigens: Es handelt sich um sein Romandebüt, und er hat es bei diesem Verlag unverlangt eingesendet.

(Ich darf nichts Konkretes erzählen, darum gibt’s keine weiteren Details.)

Boris Vian. Ein Autor beginnt das Tagebuchschreiben.

Ich schreibe so viel Inhaltsloses, nur um zu überleben, dass mich schon die Tätigkeit an sich anekelt. Trotz der Lust, die ich manchmal dazu habe und der Ideen, die ich gerne festhalten möchte.

Aber alles verflüchtigt sich unwiderbringlich, wie Herzschläge. Die Zeit, die Zeit hängt mir im Nacken wie eine Horde Ulanen, und das Herz macht mir Kummer. Ich bin nicht so richtig zu diesem Tagebuch aufgelegt, aber es scheint mir doch notwendig. Ich suche wohl und will die schwarzen Löcher ergründen, die hinter mir liegen. Ich muss noch wühlen, hacken, graben.

Ach, heute Abend bin ich wieder zu müde. Aber ich muss das Geräusch ihrer Schritte vermerken, an denen ich sie erkenne, wenn sie im sechsten Stock ankommt. An ihrem festen Schritt. Ursula. Mein Arm schmerzt vom Schreiben. Sie wird wieder hier sein. Oder wo anders. Aber bei mir.

Quelle: arte.de