… im Schreibraum umher zu gehen, mit sich selbst zu reden und sich andauernd dasselbe zu sagen.
Monat: Dezember 2011
Schreiben ist …
… sich von Plänen und Ideen zu trennen und das auch noch als Erfolg zu sehen.
Ein Video aus dem Wald
Was braucht es, um kreativ zu sein?
1) Einen Anlass. Da reicht ein Baum am Wegesrand …
… der aussieht wie ein fremdartiges Wesen, das seinen Arm ausstreckt.
2) Die Gedanken losrennen lassen. Und was auch immer dabei rauskommt, festhalten. In diesem Fall entstand eine Dokumentation über das geheime Leben der Garmorkaner.
(Das Video passierte bei einem weihnachtlichen Spaziergang mit Freunden. Barbara Jascht wurde zur Garmorkaner-Expertin. Mit meiner kleinen Canon IXUS 220 HS gefilmt, den Ton habe ich später leicht rauschgefiltert, und dass ich die Videobilder mit einem Effekt versehen habe, sieht wohl jeder *gg*)
Thomas Wollinger liest Céline. Gemeinsam mit Schreibhase.
Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht.
Das Stendhal-Syndrom.
Zu den kommenden Aufgaben gehört, dass ich meine Roman komplett redigiere – ich freue mich schon darauf, aus dem Material das Großen zu machen, das drinnen steckt. Laufend kommen Eindrücke auf mich zu, die mich auf diese große Aufgabe vorzubereiten.
So etwa in Form der BBC-Doku Jerusalem: The Making of a Holy City. Jerusalem ist – wie das Violanum – ein sehr spezieller Ort, an dem lange vergangenes jede Minute der Gegenwart beeinflusst. Was macht so ein außergewöhnlicher Ort mit den Menschen?
Dank BBC habe ich vom Jerusalem-Syndrom erfahren:
Das Jerusalem-Syndrom bezeichnet eine psychische Störung, von der ca. 100 Besucher und Einwohner der Stadt Jerusalem pro Jahr betroffen sind. Der oder die Betroffene identifiziert sich vollständig mit einer heiligen Person aus dem Alten oder Neuen Testament und gibt sich als diese aus.
Es ist ähnlich dem Stendhal-Syndrom, das Krankheitsfälle unter ausländischen Touristen in Florenz beschreibt:
Merkmal des Stendhal-Syndroms sei ein „Verlust der Kohäsion des Selbst“. Bei einer Gruppe von Patienten äußerte sich das Stendhal-Syndrom durch Störungen des Denkens und der Wahrnehmung, die Halluzinationen und wahnhafte Stimmungen sowie tiefe Schuldgefühle bei den Betroffenen auslösten. Eine zweite Gruppe entwickelte affektive Störungen, die sowohl zu Allmachtsphantasien als auch zur Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit angesichts der Fülle an Kunstschätzen führten. Bei einer dritten Gruppe von Patienten trat das Stendhal-Syndrom als eine Panikattacke auf, die mit erhöhtem Blutdruck, Ohnmachtsanfällen, Bauchschmerzen und Krämpfen verbunden war.
Entsprechend forme ich das Violanum-Syndrom: Die totale Identifikation mit Viola und Stephan, den Gründern des Violanums. Tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf, bis hin zu Selbstaufgabe und Mord.
Das Violanum ist ein eigenes System, es ist längst außer Kontrolle.
In der Werkstatt des Jörg Schorn
Als Schreibender faszinieren mich die Schaffensprozesse von bildenden Künstlern, denn da ist einiges, was ich wiedererkenne.
Zum Beispiel in der Werkstatt des Jörg Schorn. Sein Material entnimmt er dem Alltäglichen, das ihm begegnet – so wie es für mein Schreiben meine täglichen Begegnungen und Ereignisse sind, die zeitnah in meine Romankapitel einfließen.
Seht die Akribie, mit der er an seinen Teilen arbeitet! Und dass er erst dann mit der Arbeit aufhört, wenn sein Werk ihm passt. In dieser Videodokumentation seid ihr Zeugen von Kunstwerken, die im Entstehen sind: 50.000 Soldiers, die Plastikflaschen und der Automat, der die Geschichte wiederholt. Die roten Signalfahnen der Bundesbahn, die Naziflaggen waren, von denen man das Weiße und das Schwarze entfernt hatte. Und einige mehr.
All die Mühe nimmt er auf sich, um einen Blickwinkel umzusetzen, seinen Blickwinkel, mit dem er den Unterschied sucht. Und macht.
Schreibraum Zug
Ein Zugsfahrt ist für mich ein Schreibraum mit konzentrierter Schreibzeit.
Mitsamt Bewegung, die von draußen kommt, die mich aber nicht ablenkt, sondern ins Schreiben führt. Die mein Scheiben schnell macht, denn allzubald sind alle Stationen aufgebraucht für diese Fahrt.
Mehr Dichte!
23:45 Ich sehe das hier an:
23:47 und wieder.
23:49 und wieder.
23:51 und wieder.
…
00:55 Ich lasse mich mitreißen. Ich denke mich in meinen Romanschluss hinein.
01:16 Ich habe genau eine Chance für einen Schluss, und die werde ich nutzen. Mit aller emotionalen Heftigkeit, literarischen Macht und analytischen Gründlichkeit. Das, was bislang für das Ende geschrieben ist – es ist schon gut! – das will ich verdichten. Nicht einkürzen. Sondern der großen Krise den Raum geben, den sie braucht. Dass die Gefühle kronenhaft weit reichen, mit wurzelartig dichtem Griff, dass es dem Leser den Atem anhält bei den letzten Schritten im Roman.
Kaffeehausbesuch, vorweihnachtlich
Was noch fehlt
- Etwa zwei Kapitel schreiben, knapp vor Romanende, in denen Timon erkennt, wer seine Freundin umgebracht hat. Das kann ich an drei bis fünf guten Schreibtagen hinkriegen.
- Durchlesen und redigieren des gesamten Romans (denn etliche Stellen habe ich noch gar nicht korrekturgelesen) – da werde ich sicherlich einiges einkürzen. Leichter verständlich soll es werden, unfertige Gedanken ausformulieren oder endgültig streichen.
- Das Manuskript an ausgewählte Mitglieder von GRAUKO zur Kritik geben.
- Die Kritik einarbeiten.
Das alles könnte im April 2012 abgeschlossen sein.
Zeit für eine Schreibwerkstatt. 18./19. Februar 2012. In Wien.
Was wir vom Texthobel für dich tun ist,
dich zu unterstützen, Stärken deiner Texte zu erkennen und auszubauen,
dir Texttechniken zu bieten, die du gleich praktisch verwenden kannst,
dir eine wertschätzende Schreibumgebung zu bieten, mit anderen hochmotivierten Schreibenden
dir zu helfen, Schwachstellen in deinen Texten zu entdecken und zu vermeiden.
Der Schreibworkshop ist ein intensives Arbeitsseminar, mit insgesamt 16 Stunden. Die ganze Zeit wird viel geschrieben, und Gelerntes gleich wieder angewendet. Du bestimmst dein Tempo, und die Aufgaben werden mit dir auf deine Bedürfnisse abgestimmt.
Datum: 18./19. Februar 2012
Zeit: jeweils 10 bis 18 Uhr
Ort: 1090 Wien, Sobieskig. 4/1
Das kann ich so nicht schreiben!
Letztens diese Idee eines neuen Romans: Eine Ballnacht im Leben eines Mannes vor dem Absturz.
Jetzt, irgendwann weit nach Mitternacht, die Erkenntnis: Das kann ich so nicht schreiben!
Denn da fehlt etwas: diese Verwobenheit der Gegenwart mit Ereignissen, die Generationen zurück liegen. Denn das ist es, was mein Schreiben treibt: Meine Ansicht, dass das, was lange her ist, heute dermaßen unser Leben und Atmen bestimmt, als stünde es neben uns.
So war es im Roman „Die Archäologin“. So ist es im Roman „Violanum“. So muss es das nächste Mal sein.
PS: Es kann gut sein, dass die Romanidee in das künftige Projekt einfließt – wenn die dominante Vergangenheit ihren Platz in der Handlung gefunden hat.
PPS: Aber dann wird es ja wieder zu so einem Monsterwerk, weil so eine verwobene Handlung ja nicht vom Himmel fällt.
PPPS: Dann streng‘ dich an, Thomas.
Der Schreibraum als Käfig
Etwas von seinem nächtlichen Schreibraum zeigt uns Robert Menasse in seinen facebook-Notizen:
Eingesperrt im Arbeitszimmer, wie Rilkes Panther im Käfig, auf und ab gehend, mich wiegend, das Auge starr auf Unsichtbares gerichtet, voll Sehnsucht nach – dem Werk, nein! Dem Leben, nein! Dem Werk, nein! Dem Leben… Ein Blitz und dann die Nacht, das ist die Sehnsucht – wie langweilig und schwarz! Aus Langeweile irgendein Buch aus dem Regal nehmend, es irgendwo aufschlagend…
„Auf die Hände küsst die Achtung
Freundschaft auf die offne Stirn
Auf die Wange Wohlgefallen
Sel´ge Liebe auf den Mund
Auf´s geschlossne Aug die Sehnsucht
In die hohle Hand Verlangen
Arm und Nacken die Begierde
Alles weitre Raserei.“Grillparzer. Ist gut. Ist ja gut!
Ringen mit dem Beginnen
Hier eine Schreibende, WritingIt, die in ihrem Blog dieses Ringen Worte in kleidet, wenn der Beginn unüberwindlich erscheint …
More excuses…
I have a sore throat. My head hurts.
I cannot possibly write.
Not even the blog.
Of course I managed to check my email and briefly go on Facebook.
Yeah, right – but cannot possibly write.
Excuses, excuses.
I am sick of them (LITERALLY!!!).
But this seems to be the current topic.
At the same time, I have been thinking more intensely about a new book idea I had.
I wish I would write more and think less.
Tomorrow….
Fühle mich: müde
21:30 Fühle mich: müde. Denke mir: aber morgen komme ich nicht zum Schreiben, ich sollte doch …
21:25 Telefoniere mit einer Freundin.
22:15 Fühle mich: müde. Denke mir: aber morgen komme ich nicht zum Schreiben, ich sollte doch …
22:18 Fühle mich: müde. Denke mir: aber ich sollte einen Blogbeitrag schreiben …
22:19 Habe diesen Blogbeitrag geschrieben.
22:20 Fühle mich: müde. Denke mir:
Das ist wieder so eine Klassikersituation. Zu Müde, um was Anständiges zu schreiben. Dann schreibe ich doch irgendwas, unter dem Mantel des „ich skizziere ja nur schnell was hin“, und am Ende stehen Szenen kurz vor der Vollendung. Dann: müde in der Früh. Ich kenne mich ja. Ich Arbeitsvieh.