Zum hundersten Mal: Ich ringe mit mir um ein Stückerl Text

Erstens. Mein heutiges Grundgefühl ist Wut. Weil ich es nicht schaffe, in die Schreibhaltung zu finden. Darum beschließe ich: Die Schreibhaltung ist Wut.

Zweitens. Brauche Schreibmusik. Aber das ganz große Kaliber.

Drittens … verdammt, ich krieg Hunger. Immer dieses Ausweichen! Als weigerte sich auch mein Körper, sich dieser Szene zu stellen. Nein, kein großes Essen nun. Schnell ein Joghurt.

… Drittens, also: Mich von allem befreien. Völlig blankes Word-Dokument für die Skizzen. Ich schreibe, was ich unterbringen sollte.

Viertens. Ich entdecke, dass ich das eine oder andere gar nicht in dieser Szene unterbringen muss, sondern dass woanders in Roman besserer Platz ist. Die Zielvorgaben für die Stelle entspannen sich. Und ich entspanne mich auch. Ich arbeite ein paar Passagen im Roman um.

Fünftens. Das ursprüngliche Ziel der geplanten Szene hat sich aufgelöst. Was soll das ganze nun? Wieder Wut. Weil es keinen Sinn macht, dass mein Timon wütend in die Szene geht.

Sechtens. Ich sehe eine Doku auf BBC an. Von einem Blinden, der Echolokation erlernen will – sprich, man gibt Klicklaute von sich und aufgrund des Echos hört man, wo man ist. Wie bei Fledermäusen und U-Booten. Das wäre doch etwas für den blinden alten Mann, der eine wichtige Rolle in meinem Roman spielt…

Siebendes. Ich gehe schlafen. Knapp vorher noch eine großartige Erkenntnis.

(Manchmal wäre es schon einfacher, wenn es leichter ginge, aber dann wäre es nicht dasselbe.)

Inceptus, Gott der Anfänge

Er lässt sich in seine großen Projekte hinein mit aller Emotion. Er schreibt schnell, er schreibt treffend. Er geht im Schreiben auf. Die Leser erzittern bei seinen poetischen Bildern. Und kommt der Moment, wo die schnell aufgemachten Handlungsstränge als lose Enden herumliegen und er planen sollte, wie es weiter geht, wartet er auf Inspiration.

Und wartet. Und wartet.

Und da keimt in ihm schon ein neues Projekt auf, mit frischen Gefühlen. Diesmal schwört er sich: Das ist es! Er beginnt den Roman und … schreibt Gedichte, zu denen er soeben inspiriert wurde. Bis er wieder einen Roman liest, der ihn anspornt, einen fulminanten Anfang hinzulegen.

Er würde am liebsten nur Gedichte schreiben. Und sie gar noch selbst vertont vortragen. Aber von der Literatur leben? Das könne er eben nur, sagt er, wenn er endlich seinen großen Roman geschrieben habe. Aber danach, so flüstert er, nach seinem Durchbruch würde er nur mehr Gedichte schreiben. Er redet von William Blake, mit feuchten Augen. Und zeigt mir ganz verschämt seinen Lyrikband, den er mit Aquarellfarben illustriert hat.

Search Engine Optimization oder: Wie wird mein Blog freundlich zu Suchmaschinen

Search Engine Optimization (SEO) ist die Wissenschaft, wie man eine Webseite gestaltet, damit sie bei der Suche (etwa mit Google) möglichst weit vorne gereiht ist. Hier gibt es ein paar grundlegende Zusammenhänge.

Duplicate Content: Das Schreckgespenst

Kommt doppelter Content an mehreren Webseiten vor, werden diese Webseiten nach hinten gereiht. Vielleicht sagst du: ich habe jede Webseite nur einmal! Dann probier mal aus, ob

meinwebauftritt.at

dasselbe anzeigt wie

www.meinwebauftritt.at

Wenn ja, dann bist du voll in der Falle. Hier hilft eine Weiterleitung (wie bei meinem Blog). Weitere Infos und Lösungsvorschläge findest du bei Google. Pass auf, dass du ja den richtigen redirect verwendest (Du musst den 301 verwenden (permanent), nicht den 302 (temporär), denn beim 302 glaubt Google, der Content sei nur vorübergehend umgezogen, und die Link Juice geht verloren). Mit diesem Redirect Checker kannst die Umleitung prüfen.

Link Juice: Die Kraft der eingehenden Links

Eine Webseite wird umso mehr vorgereiht, je mehr externe Links  auf sie verweisen (wenn auf eine Webseite keine Links verweisen, wird sie wohl nicht so wichtig sein). Besucht eine Webseite meinen Blog, dann ist das als würde sie die Kraft aller eingehenden Links (Link Juice) auf alle meine einzelnen Webseiten verteilen. Je mehr (unnötige) Webseiten ich habe, desto mehr versickert der Link Juice. Ich sollte also nur jene Seiten indizieren lassen, auf denen Schlagwörter vorkommen, mit denen meine Webseite gefunden werden soll. Seiten mit unbeschrifteten Fotos etwa sind gute Kandidaten, um ausgeschlossen zu werden. Wieviele Seiten hast du überhaupt indiziert? Das findest du leicht heraus, mit dem Google-Suchbegriff

site:meinwebauftritt.at

Ich schließe alle Seiten aus, die nicht unbedingt über Google gefunden werden müssen. Und zwar mit Hilfe des Meta Tags:

<meta name="robots" content= "noindex,follow" />

Was habe ich bei meinem Blog getan?

Um das Duplicate Content Problem zu lösen, lasse ich Suchmaschinen nur mehr die Hauptseite, die einzelnen Seiten und  einzelnen Artikel indizieren, nicht jedoch die Zusammenfassungen wie Archiv oder Tags. Dazu habe ich im Kopf meines Blogs (header.php) die entsprechenden meta-Einträge gesetzt:

<?php if ((is_single() || is_home() || is_page()) && !is_attachment() && !is_paged()) { ?>
<meta name=“robots“ content= „index,follow,noodp“ />
<?php } else { ?>
<meta name=“robots“ content= „noindex,follow,noodp“ />
<?php } ?>

Ich weiß, dass meine Artikellinks nicht SEO-freundlich sind, weil der Titel des Artikels nicht im URL aufscheint, sondern stattdessen eine Nummer. Ich bleibe dabei, damit meine URLs kürzer bleiben, und meine Titel beinhalten ohnehin nicht irgendwelche wertvollen Suchbegriffe. Dafür bin ich sorgfältig bei der Gestaltung der Schlagworte und stelle sie bei jedem einzelnen Artikel in das meta-tag „keywords“. Wie ihr im Quellcode dieser Seite sehen könnt.

PS

Seit ich das alles gelernt habe, sehe ich anderer Leute Webseiten mit anderen Augen.

<?php if ((is_single() || is_home() || is_page()) && !is_attachment() && !is_paged() ) {

Was gestern getan habe anstatt zu …

… ist, dass ich das Wort eingescannt habe und in die Blog-Überschrift übernommen habe. Und spielte mich solange herum, bis die Schrift nicht zu pixelig war oder zu verschwommen oder zu was-auch-immer war, und dann waren 2, 3 Stunden um.

Das scheint also die Art und Weise zu sein, wie ich mich entspanne. Jedenfalls habe ich mich entspannt gefühlt. (Am Roman habe ich bloß weitergedacht, nicht weitergeschrieben.)

Verdammt, Laptop, warum verlässt du mich?

Letztens im Zug. Laptop aufgeklappt. Eine Schreibstunde vor mir. Und dann: Verdammter &$%§“$&%.

Okay, ich habe Backups. Und alle wichtigen Dateien auf dropbox. Aber einen Laptop kaufen und einrichten, das raubt Schreibtage!

Immerhin, ich kann etwas sehen auf dem dunklen Monitor, wenn ich von der Seite draufschaue und das Licht stark ist: Die Hintergrundbeleuchtung ist ausgefallen.

Also die Zugfahrt in stoischer Ruhe verbracht. Nur zwei Telefonate, wo ich mich ausgeweint habe. Dann, daheim: Laptop an externen Monitor gehängt. Funktioniert. Gottseidank. Nun die Lenovo-Hotline 810 100 654. 2 Stunden versucht, jemanden zu erreichen. Verbindung bricht ab, und auf der anderen 0800er-Hotline sagt man mir: rufen Sie doch bei 0810 100 654 an. Dann, endlich, gesteht man mir zu, dass ich sehr wohl telefonieren kann, aber dass die Hotline nicht funktioniert. Und verweist mich auf morgen.

Habe mir ein Inverter Board bestellt (es ist auf obiger Abbildung zu finden). Ich werde es selbst einbauen und mal schauen…

Darlingus, Gott der mitgeschleppten Last

Darlingus (mit Helm) ist ein heldenhafter Autor, der so lange an seinem Lieblingstext festhält, bis der Text alt und buckelig ist. Der Text passt nicht in seinen Roman, aber Darlingus schleppt ihn weiter, von Romanfassung zu Romanfassung. Darlingus ist so verbissen, er sieht nicht die frischen Themen und Ideen, die ihn umgeben, hier als kindlicher Herkules dargestellt (hätte Darlingus über Herkules berichtet, wäre nun er berühmt und nicht Homer).

Wie geht Weinen? Oder: Ein loses Textstück, hier mal angeleint

Zufällig und vorhin fand ich in der Romanfassung vom 12.1.2009 folgendes Textstück, das irgendwann wohl rausgefallen ist und nun herrenlos im Archiv hängt; vielleicht findet es später einen Platz – ich tu es mal hier am Blog anleinen.

Diese Stelle zeigt gut, mit welcher Technik ich an schwere Emotionen herangehe: ich achte genau auf Sinnenwahrnehmungen, die mit dem Gefühl einhergehen. Dabei gehe ich nach „VAKOG“ vor – sprich, ich frage mich, was ich visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustativ wahrnehme. Und die für dieses Gefühl relevantesten Sinnenwahrnehmungen nenne ich.

Das Weinen beginnt im Rachen. Ich greife mir an den Hals, oberhalb vom Kehlkopf. Dort steckt es. Trocken, lässt sich nicht wegschlucken. Es drückt auf die Brust, von vorne, und es drückt auf die Augen, von hinten. Ich schlucke, immer nur schlucken. Dann zieht es von der Brust in mein Gedärm, und in meinem Gesicht drückt es Tränen hervor. Das ist doch nur ein verdammtes Kindertheaterstück, und die Handlung kenne ich, und ich wünsche mir so sehr, dass endlich jemand meine Hand nimmt und mir flüstert: es ist alles gut. Du bist bei mir.

Silencia, Göttin der Auslassung

Ich kann etwas beschreiben, indem ich explizit nicht darüber spreche. Indem ich – für den Leser sichtbar – einen Bogen um das Wesentliche mache.

Dieser Bogen kann Spannung bringen (genannt „Spannungsbogen“) und fordert vom Leser, sich das Innere des Umschriebenen selbst zu konstruieren. Somit spürt der Leser viel mehr, weil er sich die Geschichte selbst erschafft.

Silencia bringt mich zum Schweigen. Sorgt dafür, dass ich nur das Nötige sage, um dem Leser das Wichtige zu überlassen. Xo und Silencia arbeiten zusammen – Silencia die Zärtliche. Und Xo der herauspickende Kürzer, der eingreift, wenn ich Silencia überhört habe.

Schreibtheologische Frage #2: Warum es nicht nur einen Schreibgott geben darf

Sehen wir uns ein Beispiel an, was passiert, wenn man nur mehr einen Gott hat.

Pharao Echnaton. Er reduzierte die Schar der 2000 ägyptischen Götter zu einem einzigen. Fortan durfte nur mehr Aton, Gott der sichtbaren Sonnenscheibe, angebetet werden – gegen den erbitterten Widerstand der Priesterschaft. Echnaton schuf die erste monotheistische Religion.

Echnaton ließ eine neue, eine riesige Hauptstadt errichten, die ganz auf die Huldigung von Aton ausgerichtet war: Amarna. Im Zentrum ein Tempel mit mehr als 900 Tischen (Siehe Abbildung), um Gott Aton Speisen zu opfern. Die Bevölkerung zahlte den Preis für die neuen Hauptstadt und das soziale Chaos – Echnatons Regentschaft wird als „die schwarze Periode in der Geschichte Altägyptens“ bezeichnet.

Nach seinem Tod wurden die alten Götter wieder eingesetzt. Man zerstörte Echatons Gesicht auf seinen Steinbildnissen. Seine Hauptstadt wurde nach seinem Tod sofort aufgegeben und verfiel.

Nun, das alles wollen wir nicht, und darum gibt es viele Schreibgöttinnen und Schreibgötter.

Schreibtheologische Frage #1: Über die Schreibblockade

Ursula fragte mich via facebook: „Gibt es da im Olymp eine Göttin, die hilft, Schreibblockaden zu entfernen? Oder ist dafür Easia zuständig?“

Liebe Ursula, eine Schreibblockade ist ein innerer Kampf, und so, wie bei Troja ein Haufen griechischer Göttinnen und Götter involviert waren, so spielt es sich natürlich auch im Autor (und wohl auch in der Autorin) ab.

Easia anzurufen und dem sinnlosen Schlachten auszuweichen ist natürlich eine Möglichkeit. Andere Autoren werfen sich voll in den Kampf und kommen weiter, indem Sie sich endlich zu ihrer Bewunderung für Dirtus, Gott der schmutzigen Worte, bekennen. Wie immer rund um den Schreibolymp gibt es viele Wege, und die meisten wirken gegensätzlich.

Damit ist deine Frage, Ursula, noch keineswegs beantwortet. Ich werde mich weiterhin damit beschäftigen und die Schriften studieren. Du hörst von mir.

Dirtus, Gott der schmutzigen Worte

Er war überzeugt, dass grausliche Worte große Emotion erzeugten.

Er meinte, sein Publikum müsste sich seine Texte erst verdienen. Er sagte, er wollte gar nicht in den Olymp. Er schimpfte über die angepasste Literatur, die dort oben herrschte und über jene, die es geschafft hatten.

Er redete gerne von Henry Miller und sagte, Miller hätte sich auch nichts geschissen.

Utiliaria, Göttin des wirtschaftlichen Nutzens

Utilaria wird meist mit einer Schriftrolle dargestellt, die sie dem Autor weggenommen hat. Sie reicht ihm dafür einen nützlicheren Gegenstand (Diese Gegenstände wandeln sich mit den Epochen – in dieser Darstellung aus dem 18. Jahrhundert ist es eine Flöte, denn Flötenschnitzer waren damals eine sehr angesehene Zunft).

Utilaria prangert das wirtschaftliche Unvermögen des Autors an und schlägt ihm gleichzeitig vor, etwas zu tun, wovon man leben kann.