Befehle, die sich in Hauptwörtern verstecken

Seit zwei Jahren sammle ich Imperative, die Substantive sind, wie etwa:

Buch – Im Reisebüro: Buch die Reise!

Reisebüro – Reise, Büro! Mach einen Betriebsausflug.

Schaukelstuhl – Schaukel, Stuhl!

Werft – Werft den Ball (Danke, Vincent!)

Schiffe – Befehl zum Wasserlassen

Asset (engl.) – Aufforderung zum Essen (Esset!). Und Asset bedeutet ja auch, sich etwas im übertragenen, wirtschaftlichen Sinne einverleibt zu haben

Peter – Bet, er!

Begine – Beginne! Fange an! (Die Beginen waren ein Drittorden für Frauen. Beginen führten ein frommes, keusches Leben in ordensähnlichen Hausgemeinschaften)

Ende – Am Ende des Films befiehlt der Film dem Zuschauer aufzuhören: „Ende!“. Denn was hat das Leben denn noch für einen Sinn, wenn der Film zu Ende ist?

Schlafzimmer – Schlaf, Zimmer! Im Sinne von Frauenzimmer, quasi: Mädel, geh schlafen.

Komplex – Komm, Plex! Plex, bei Fuß! Braver Plex. Guter Plex. Aus, Plex!

Fernseher – Fern seh‘ er!

Kugelschreiber – Aufforderung, das Wort Kugel zu schreiben.

Kopfhörer – Das Wort Kopf möge gehört sein.

Fahrrad – Und der Herr schuf das Rad und sprach: Fahr, Rad!

Laufrad – siehe Fahrrad.

Schwimmweste – Schwimm, Weste!

Füllfeder – Füll Feder, sonst ist sie leer!

Aufzug – Geh auf, Zug! Ich will einsteigen.

… fällt euch noch was ein?

Das waren Zeiten: Word 2.0

Damit habe ich meinen ersten Roman getippt. War ein gutes Programm. War zuverlässig. Weil Word 2.0 nicht mit so großen Dateien konnte, musste ich meinen Roman auf drei Dateien aufteilen.

Word 2.0

Da ich einen zu schmalbrüstigen Computer hatte, blieb mir bis 1997 das hier verwehrt:

Word 6.0

(Achtung: bei Word 6.0 sollte man besser die Schnellspeicherung nicht verwenden)

Ab dann wurde Word ja einigermaßen unübersichtlich:

Menüpunkte in Word

(Hier geht’s zur Quelle dieser Bilder)

Auf, auf zur 8. Fassung!

Das menschliche Denken, Mitte 17. Jh, Kupferstich, Sudhoff-Institut Leipzig, Foto: Kustodie/Karin Kranich

Ich: Gut, Thomas. Hast du also beschlossen, zwei Romanpersonen zusammen zu legen. Hätte dir das nicht auch früher einfallen können?

Ich: Lass das. Du weißt genau, dass ich mich in Spiralen meinen Romanpersonen und der Handlung nähere. Ist eben so.

Ich: Lernst auch nichts dazu, oder?

Ich: …

Ich: Also ran an die Tasten, Thomas! Auf, auf zur 8. Fassung. Zum Glück nicht so schlimm wie der Umstieg von der 6. auf die 7. Die meisten Szenen bleiben gleich. Du weißt, was auf dich zukommt?

Ich: (nicke)

Ich: Mindmaps mit den Personen anpassen. Eine Feste Meinung zum Wesen von Dagmarneu bilden, bevor du weiter tust! Damit wir nicht gleich in die 9. Fassung schlittern, hörst du? Darum: gut überlegen, ja?

Ich: Ja ja.

Ich: Dann die Szenen mit Isabellaalt und Dagmaralt zum Überarbeiten markieren. Eigentlich alles bisher geschriebene durchwassern. Am besten dir eine emotionale Szene aussuchen und mal einsteigen in Dagmarneu.

Ich: Weiß ich eh‘.

Mein Blog in der U-Bahn

Mein Blog auf dem Newsreader des Telefons von J.
Mein gestriger Blogeintrag

Unlängst traf ich mich – nach langer Zeit wieder – mit den Literatinnen S., J. und M.

Ich erzählte eine pointenhaft gemeinte Begebenheit rund um meine aktuelle Romanarbeit. Da gab mir J. zu verstehen, dass sie die Begebenheit schon kannte – weil sie meinen Blog verfolgte, in der U-Bahn. Jeden Tag. Auf ihrem Handy. Mit dem Google Newsreader.

Explosion, wieder einmal

Jedesmal, wenn ich zwei Romanpersonen zusammenführe, ist das für mich eine emotionale Explosion, die meine Texte und Ideen weitertreibt.

Es ist so abgelaufen:

  1. Gestern, unter Tags, im Buch „20 Masterplots“ geblättert (Wobei das Buch bloß ein Anlass war, über Grundsätzliches nachzudenken).
  2. Nachts, um ein Uhr, nach sinnlosem Websurfen, der Funke: „Thomas, was wäre, wenn du die Romanpersonen „Dagmar“ und „Isabella“ zusammenlegtest?“
  3. Erstes Gefühl: Klarheit. Die beiden waren ohnehin Zwillingssschwestern, und damit würde die ohnehin große Komplexität des Romans reduziert. Handlung und Charaktere werden wesentlich schärfer.
  4. Dann Erschütterung. Wie soll das sein? Die Mutter der herzkranken Angelika zur Mörderin von Timons Freundin machen?
  5. Und dann ging es los. Bis in den Morgen. Ich hörte Amy Macdonald („Spark“)…

… immer und immer wieder. Ich beobachtete sie, wie sie auf den Steg ging, ihren Koffer abstellte, und alles ergab so viel Sinn in mir. Alte Fragen wie „Wovon lebt Dagmar?“ und „Warum ist ihre Ehe gescheitert?“ und „Was will sie?“ und „Wie ist ihre Beziehung zur Mutter?“ und „Wer sind die Opponenten im Kampf um das Violanum?“ sind plötzlich von selbst beantwortet. Und Dagmars Handlungen – ich habe jetzt viel mehr Freiheit. Ich kann den Leser Dagmars Zerrissenheit spüren lassen:

  1. das so Fürsorgliche und Schützende einer Mutter mit schwerkrankem Kind
  2. der Berufsethos einer Krankenschwester
  3. die Vorbildwirkung der Krankenhausgründerin Viola (+1645)
  4. das Erbe ihres dominanten (verstorbenen) Großvaters, der Dagmars Mutter stets als schwach verachtet hat.

Ich sagte mir: „Thomas, was hast du da für ein Monstrum erschaffen?“

Ich antwortete: „Es ist immer schon hier gewesen. Bloß jetzt erst ist dein Blick frei.“

Gegen drei Uhr skizzierte ich eine Schlussszene zwischen Timon und Dagmar. Jetzt bin ich müde. Wie immer, wenn ich vor einer neuen Fassung meines Romans stehe.

Handlungsmuster “Zwei Strömungen”

Da gibt es ein Handlungsmuster, das mich seit der Kindheit fasziniert. Es besagt, dass die handelnde Person in zwei unterschiedliche Handlungen hineingeworfen wird. Ich nenne es „Zwei Strömungen“.

Gutes Beispiel dafür geben historische Romane/Filme ab. Bei denen gibt es einerseits die großen historischen Ereignisse, andererseits einen krimihaften Mordfall oder eine Liebe.

Titanic:

1: Ein Schiff fährt und jeder weiß, es wird sinken.
2: Eine Liebesgeschichte und die Sache mit dem Klavier am Ende.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins:

1: Prager Frühling und sein Ende
2: Teresa und Tomas beginnen eine lebenslange Beziehung, die unter Tomas‘ ständigen Affären leidet.

Casablanca:

1: Deutsche Besatzung / Résistance / Collaboration
2: Bogart zwischen Bergmann und Staatsraison

Der abenteuerliche Simplicissimus:

1: Der Dreißigjährige Krieg tobt
2: Ein Schelm stolpert durch die Ereignisse.

Es gibt meist eine übergeordnete Makro-Strömung, die durch die untergeordneten Makro-Strömung für den Leser emotional fassbar wird.

Dieses Handlungsmuster ist m.E.n. genau dann gut eingesetzt, wenn die beiden Strömungen gegen Ende ineinander münden und zu einem kraftvollen, emotionalen Strom werden.

Nächste Texthobel Schreibwerkstatt: 11./12. September

An diesem Wochenende werden wir wieder viel schreiben. Das schöne an Literatur ist, dass sie sehr wohl etwas ist, das man teilen kann, das man in der Gruppe tun kann, wo man von den anderen vieles mitnehmen kann.

Etliche Teilnehmende kenne ich bereits von früheren Texthobels, bin mit ihren Projekten vertraut, und ich bin gespannt auf die, mit denen ich bislang noch nicht gearbeitet habe.

Samstag 11. und Sonntag 12. 9. 2010, jeweils 10 bis 18 Uhr.
Anmeldung bitte hier.

kAMPF gegen die unsägliche tASTE gewonnen

Meine Laptoptastatur
Meine Laptoptastatur

dAMIT MEINE wORTE nie wieder so aussehen, bloß weil ich versehentlich diese eine Taste ganz links berührt habe, bin ich mich nun – nach 10 Jahren literarischer Erfahrung – auf die Idee gekommen, diese unnötige Taste einfach auszuschalten.

Bei Windows geht das durch bloßes Einfügens eines Eintrags in der Registry des Betriebssystems. Da ich das selbst nicht machen wollte – damit ich mir nichts kaputt mache – habe ich es mit diesem Programm getan (dieses .zip enthält Software sowohl zum Deaktivieren, als auch zum Reaktivieren dieser Taste für Windows XP).

Beachte die abgenutzten Tasten auf dem Foto … denn offenbar berühre ich die Tasten A und S mit dem Fingernagel des linken Mittelfingers, und die Strg-Taste mit dem Nagel des linken kleinen Fingers, also von wegen Tippen im 10-Finger-System.

Wenn Timon jemanden niederschlägt …

… dann muss das so geschrieben sein, dass sich die Leserin denkt: „Mir war klar, dass irgend etwas mit Timon passieren wird, so wie er in den letzten Kapiteln beisammen war. Dennoch hat es mich überrascht – dass es ausgerechnet auf diese Weise geschah. Nun ist natürlich alles anders. Ich bin gespannt.“