Handwerkliche vs. ästhetische Kritik

Handwerkliche Kritik

Wir beurteilen, inwieweit der Text das Ziel erreicht, das sich der Text setzt.

Das Ziel wird nicht hinterfragt, sondern nur dessen Umsetzung mit Hilfe des vorliegenden Texts.

Ein Indikator für geringe handwerkliche Qualität ist, dass man Textteile kürzen kann, ohne dass sich an der Zielerreichung/Wirkung des Texts etwas ändert. (Was nicht bedeutet, dass ein solcher Text gekürzt werden muss – er kann auch ausführlicher gestaltet werden, um seine Wirkung zu entfalten)

Ästhetische Kritik

Wir beurteilen das Ziel, das sich ein Text stellt.

Hier hinterfragen wir sehr wohl, ob das Ziel passend | schön | gut | lohnenswert ist. Der Kritiker legt seine persönlichen Beurteilungsmaßstäbe an – diese unterscheiden sich je nach persönlichen Einstellungen und Werten der Kritiker.

Verlage beispielsweise beurteilen Manuskripte danach, ob sie zur Verlagslinie passen – wenn ein Verlag etwa nur Krimis verlegt, hat eine noch so gut geschriebene Fabel keine Chance verlegt zu werden.

Zu dieser Art der Beurteilung gehören Literaturrezension. Hier dominiert die persönliche Einstellung des Kritikers – und das ist ausdrücklich gewünscht.

Ästhetische Kritik kann dem Autor den Blick auf das eigene Werk weiten, kann ihm helfen, sich zu positionieren.

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