Erfolglos schreiben: Du brauchst nicht in dich hineinschauen.

Wozu sollst du deine Seele ergründen, wo du doch bloß ein Buch schreiben willst? Du machst ja keine Selbstbiografie für deine Enkel. Wen interessiert denn schon das Ringen mit deiner Mutter oder wie du dein Kind wickelst oder warum du schreibst?

Nimm Marguerite Duras zum Beispiel. Ihren dünnen Roman aus 1984 nannte sie ja auch nicht „ma mère“, weil es schließlich nicht um die Mutter, sondern um Sex mit einer Minderjährigen geht.

Dein persönliches Wachstum geht nicht mit dem Fortschritt deines Romans einher. Dein Leben ist auch keine Schatzkiste, in die du hineingreifen kannst. Dein Leben ist deines, und dein Buchprojekt ist ein Projekt eben. Literatur berührt nicht, bloß weil die Gefühle aus den Tiefen des Autors kommen – Literatur ist spannend oder unspannend. Punkt.

Lass dich nicht von Gerüchten verunsichern, die von Autoren stammen, die Margit Schreiner mögen.

4 Gedanken zu „Erfolglos schreiben: Du brauchst nicht in dich hineinschauen.“

  1. Ja, Thomas, das Kommentar gefällt mir am Besten. Das ergibt Sinn. Trotzdem soll man das tun dürfen. Jeglicher Charakter, den man erschafft, hat auch viel vom Schöpfer. Wo eine Urbuchstabensuppe, da ein Schöpfer.

  2. Das ist wieder ein sehr interessanter Artikel, weil er wieder an die Gradlinie professionell unprofessionel rührt und wieder bin ich ich, als eine, für die schon aus biografisch beruflichen Gründen die Selbsterfahrung sehr wichtig ist und die auch so schreibt, daß sie irgendwie von sich oder aus sich herauserzählt, sehr erstaunt, lese und höre ich doch immer, daß das der Profi gar nicht so macht, der erzählt nicht von sich, sondern schafft Literatur und die, die das tun, sind die mit der Volkshochschul- oder Hausfrauenprosa und ich bin auch sicher, daß die Rezensenten zum größten Teil so denken und auch anerkannte Autoren hatten Erfolg, wie beispielsweise Thomas Glavinic oder Dorothee Elmiger, weil sie scheinbar die Autobiografie wegließen und jedes Buch in einem anderen Stil verfassen. Man braucht aber wahrscheinlich nicht Psychologin sein, um zu ahnen, daß das nicht wirklich funktionieren wird, auch wenn das erfolgreiche Profischreiben wahrscheinlich schon etwas mit Verdichten zu tun hat und nur der Anfänger eins zu eins hinunterschreibt und wenn ich viel schreibe, dann habe ich irgendwann auch die Lebenserfahrung, wieviel oder wenig ich von mir hergeben muß, um gut zu werden. Der große Goethe hat, glaube ich, auch ein Leben lang an seinem Werk gearbeitet und bei Thomas Mann war es sicher ebenso.
    Nur das mit der Margit Schreiner habe ich nicht verstanden und hätte da gerne einen Hinweis zur Erklärung

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