Niemals!
Mein Leben ist zu langweilig, und ich schreibe nicht aus therapeutischen Gründen. Habe ich etwa eine schwangere Freundin verloren? Bin ich eine Archäologin? Na also. Ihr seht: was ich schreibe, ist erfunden.
Nun, nicht gänzlich erfunden. Denn ich nehme, was ich in meiner Umgebung vorfinde. Persönlichkeitsstücke. Konflikte. Gespräche. Etwas von hier, etwas von dort. Aber das ist doch nicht autobiografisch, das stammt von anderen.
Die Gefühle, die ich beschreibe? Woher ich die nehme? Angst, Freude, Liebe … ich kann nicht genau wissen, wie sich das in anderen Menschen anfühlt – es wird schon ähnlich sein wie bei mir. Klar, dass ich mein bestes Forschungs– und Schürfungsgebiet bin, was Gefühle angeht. Weil es praktisch ist.
Jeder Satz, den ich schreibe, kommt aus mir heraus. Jeder Gedanke, den ich vermittle, ist von mir vorausgedacht. Und damit sich meine Romanpersonen stimmig anfühlen, muss jedes ihrer Gefühle ebenfalls von mir geprüft sein. Wie prüfe ich Gefühle? Indem ich sie mit dem abgleiche, was ich in mir erlebt habe. Wie autobiografisch macht mich das?
Margit Schreiner meinte, ihre Texte seien zu 99% autobiografisch und zu 99% fiktiv.
Mittlerweile glaube ich, meine Texte sind zu 198% autobiografisch.