Was mich an der Arbeitsweise des Balzac so fasziniert, bin ich gefragt worden. Es ist dieses Extreme. Ich bin (literarisch) stets auf der Suche nach Extremen, denn in radikalen Situationen treten die Wesenszüge des Menschen am reinsten zu Tage. Mit Wesenszügen meine ich die Archetypen, und Balzac verkörpert für mich den Typus des vom Werk aufgefressenen und des im Werk Zuflucht suchenden („In der Arbeit vergesse ich meine Leiden; Arbeit ist meine Rettung“). Hier ist er übrigens gar nicht so anders als Thomas Mann, obwohl die Äußerlichkeiten nicht abweichender sein könnten. Im Werk arbeitete Thomas Mann die Versuchung ab, der nachzugeben er sich selbst nicht gestattete. Den körperlichen Preis dafür zahlte nicht er (wie Balzac), sondern seine Familie.
Sehen wir uns nun an, wie Balzac seine Texte überarbeitete…
Quelle: Stephan Zweig: Balzac. Eine Biographie. Fischer Taschenbuch Verlag 1978
Heftig zu lesen. Wie arbeitete eigentlich Zweig selbst, der das hier so meisterlich beschreibt? Ich muss außerdem an Brecht denken – der hätte vielleicht ein Gedicht über einen der (zornigen, unterbezahlten?)Setzer gemacht.
Zweig hat sich Balzac wohl sehr verbunden gefühlt.