Lieber Thomas,
mir ist mal wieder danach, dir zu schreiben, nachdem ich deine letzten Blogs – zurückgehend bis zu dem Symposium, das du besucht hattest, um zu recherchieren ….
Den Brief an D. hab ich auch gelesen – ebenso davon berührt wie du.
Was mich an deiner Art zu schreiben begeistert:
– deine intensive Beschäftigung damit
– dein Kampf, dein Streben, dein Loslassen, dein Wiederaufnehmen
– die Erkenntnis, wie sehr dein Schreiben dich nicht einsam vor deinem Schreibtisch sitzen lässt, dich nicht eindimensionaler sondern viel-dimensionaler werden lässt.Vielleicht interessiert dich auch, wie es mir mit dem Schreiben geht.
Interview auf Ö3 mit Josef Haslinger.
Frage: Wie schreibt man einen Roman, wie bekommt man einen Roman fertig?
Antwort: Indem man dranbleibt, mit den Figuren aufwacht, mit ihnen schlafen geht. Wenn man schreibt, obwohl draußen die Sonne so schön scheint …Ich bin immer aufgestanden und „an die Sonne gegangen“, anstatt zu schreiben, weil ich immer lieber „lebte“ als zu schreiben, wie meine Figuren leben –
Aber: ich habe ein neues Bewusstsein: leben ja, aber IMMER, wenn es geht täglich, AUCH zu schreiben.– meine Figuren begleiten mich nun auch tagsüber und abends vor dem Einschlafen
– ich recherchiere, wenngleich eine so intensive Recherche für meinen Plot derzeit nicht so notwendig ist
– ich bleibe dran und flüchte nicht mehr. Es wird was dabei rauskommen – was immer es auch sein wird.
Doch ist das wichtig? frage ich mich. Nein, ist es nicht. Wichtig ist, dass ich lerne, konsequent zu sein, mich nicht mehr so von dem VIELEN, das mich interessiert, ablenken, davontreiben zu lassen. Eine neue Idee nicht gleich umsetzen zu wollen, sondern sie abzulegen, bis es Zeit ist, sie aufzugreifen.Das ist für mich auch spannend, weißt du.
Wie du kenne ich Tage, da tröpfeln die Zeilen — dann lasse ich es.
Aber es gibt die anderen, da fließt es ….
Beides hat seine Berechtigung …Alles Liebe, Thomas, dem Blogger
von I., der Blog-Leserin