Wie geht Weinen? Oder: Ein loses Textstück, hier mal angeleint

Zufällig und vorhin fand ich in der Romanfassung vom 12.1.2009 folgendes Textstück, das irgendwann wohl rausgefallen ist und nun herrenlos im Archiv hängt; vielleicht findet es später einen Platz – ich tu es mal hier am Blog anleinen.

Diese Stelle zeigt gut, mit welcher Technik ich an schwere Emotionen herangehe: ich achte genau auf Sinnenwahrnehmungen, die mit dem Gefühl einhergehen. Dabei gehe ich nach „VAKOG“ vor – sprich, ich frage mich, was ich visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustativ wahrnehme. Und die für dieses Gefühl relevantesten Sinnenwahrnehmungen nenne ich.

Das Weinen beginnt im Rachen. Ich greife mir an den Hals, oberhalb vom Kehlkopf. Dort steckt es. Trocken, lässt sich nicht wegschlucken. Es drückt auf die Brust, von vorne, und es drückt auf die Augen, von hinten. Ich schlucke, immer nur schlucken. Dann zieht es von der Brust in mein Gedärm, und in meinem Gesicht drückt es Tränen hervor. Das ist doch nur ein verdammtes Kindertheaterstück, und die Handlung kenne ich, und ich wünsche mir so sehr, dass endlich jemand meine Hand nimmt und mir flüstert: es ist alles gut. Du bist bei mir.

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