07:30 Wecker. Aufwachen. Freude: Ein Schreibtag, ein ganzer Schreibtag liegt vor mir.
08:30 Fertig mit Herumsurfen und Joghurtfrühstücken. Ich erkenne, da gibt es ein literarisches Problem, das hemmt den Schreibfortgang. Um den Spannungsbogen aufrecht zu halten, darf ich gewisse Informationen jetzt noch nicht preis geben – andererseits brauche ich gerade jetzt eine emotionale Szene, für die ebendiese Information nötig ist. Ich gehe auf und ab. Verdammter Widerspruch.
10:30 Ich telefoniere. Ich beantworte E-Mails. Ich sehe nach, ob es am Mexikanischen Golf etwas Neues gibt. Ich mache das an diesem Tag wohl zehn Mal. Der Spannungsbogen ist wichtig, denn etliches, was ich bereits geschrieben habe, baut auf diese Dramatik auf.
11:30 Ich weiß, dass ich in einer Stunde fort muss. Die Zeit drängt. Ich tippe, was mir einfällt. Immerhin, ich schließe die Szene ab.
12:30 Mittagessen mit einem Freund.
14:00 Herumsitzen vor dem Laptop. Die nächste Szene. Da ist etwas, was ich jetzt gerne schreiben würde. Was gut passen würde, von der Gefühlslage der Personen. Aber es passt nicht. Wegen des Spannungsbogens.
15:15 Ich schaffe das Denken nicht mehr. Ich lege mich schlafen, mit dem Preis, dass ich dadurch Arbeitszeit verliere.
16:00 Wecker. Aufwachen. Benommenheit. Schwere. Der Schreibtag ist fast zu ende. Mein literarisches Problem mit dem Spannungsbogen ist immer noch da. Wieso denn auch nicht. Ich schreibe, über das, was für meine Romanpersonen am Nächstliegendsten ist. Ich montierte bereits Geschriebenes zu einer Szene. Zu einer langen Szene. Ich pfeife auf den Spannungsbogen. Ich weiß, dadurch wird etliches, was ich bereits geschrieben habe, fallen. Auch schon egal.
19:30 Eine kleine Szene schreibe ich noch. Einen Dialog. Sieh an, der hat plötzlich auch noch mal 3000 Zeichen.
20:45 Ich gehe laufen.
21:30 Ich sehe mir einen Film an und esse zu Abend.
23:30 Ich tippe diesen Blogeintrag.
Das ist eine tolle Beschreibung eines literarischen Arbeitstags, wenns immer so ginge, wäre das Erfreulich. Da ich ein bißchen anders arbeite, ist mir die Beschreibung der Kopfarbeit besonders aufgefallen, jetzt brauche ich den Spannungsbogen, aber die Lösung ist ja von selbst am Nachmittag gekommen, was ja auch erfreulich ist. Ansonsten wäre wohl ein Tip unzesuriert alles aufschreiben was kommt und am nächsten Tag das wegstreichen, was nicht zum Spannungsbogen passt bzw. für später aufheben. Diese Beschreibung ist aber sehr ermutigend und kann sicher weiterhelfen, wenn man wissen will, wie das literarische Arbeiten geht.