(Dies ist die Fortsetzung von Teil 2)
Frauen sammeln Reisig, und Männer hacken das Holz zurecht. Für die Gehilfen des Priesters. Die errichten eilig den Scheiterhaufen für das Kriegerbegräbnis. Obenauf das arme Wesen, in Lammfell eingewickelt. Der Priester legt ein Schwert daneben, einen Schild, Brotfladen und Vorratsgefäße mit Getreide und eine Schale mit Birkenrindenschwelteer. Der Fürst presst sich seine Fäuste gegen die Wangen. Der Priester öffnet einem Hasen den Brustkorb, fingert das Herz heraus, schmiert sich Blut auf die Stirn, ja, die Götter sind gewillt, den Fürstensohn zu sich zu holen! Er spricht seine Beschwörungsformeln, ganz leise seine Stimme, denn der Fürst hat befohlen, dass seine Frau nichts davon merken darf. Der Scheiterhaufen wird entzündet, Rauch umhüllt das arme Wesen, das Holz knackt, erste Flammen züngeln empor. Der Fürst schließt die Augen, für einen Moment nur, aber sofort sind die Erinnerungen da und die Gesichter und die Blicke vor dem Getötetwerden und die brennenden Hütten. Der Fürst zwingt sich, die Augen offen zu halten. Alles kann noch gut werden, sagt er sich.
Es kommt wieder eine Nacht. Der Fürst hält die Hand seiner Frau. Bis zu den ersten Sonnenstrahlen. Seine Augen offen, um seinen Erinnerungen keine Möglichkeit geben. Aber dann atmet sie nicht mehr. Er legt seine Hände über ihr Gesicht, behutsam, die Daumen an der Nase, die Fingerkuppen auf Stirn und Wangen. Seine Hände formen eine Schale, darin will er ihre Schönheit aufbewahren. Ihren Duft in seinen Handflächen tragen.
„Vater“, sagt Acheio, sein ältester Sohn.
Der Fürst spürt die Hand auf der Schulter.
„Vater, Osobo plündert die Siedlung.“
„Was?“
Der Fürst erhebt sich mühselig, geht aus dem Zelt, lässt sich auf sein Pferd heben. Er reitet den Fluss entlang, dann den Hügel hinauf zur Siedlung. Die alte Frau ist fort. Ihr Stock liegt, wo sie gestanden ist, im Himmel über dem Dorf ist Rauch. Der Fürst reitet ein.
„Aufhören!“, schreit er. Dabei ist alles schon zu Ende.
Auf dem Marktplatz trifft er Osobo.
„Was hast du mit der alten Frau getan?“, fragt ihn der Fürst.
„Warum interessiert dich eine alte Frau?“
„Mutter ist tot“, sagt der Fürst.
„Schade“, sagt Osobo. Er kratzt Blut von der eisernen Fibel, die seinen Mantelkragen zusammenhält.