Leser: „Woher kriegst du eigentlich deine Ideen? Du musst ja total seltsam denken, dass dir so etwas ausdenken kannst.“
Autor: „Ach, diese Geschichten kommen zu mir.“
Hier also ein Beispiel für eine Geschichte, wegen der man mir blühende und abartige Fantasie attestiert hätte – hätte ich sie erfunden.
Regierungskrise nach Hundesex-Skandal
Der Standard, 5. März 2010
Opposition verlangt Rücktritt der Innenministerin – Promiarzt soll mit seinen Hunden Sex gehabt haben und wurde von diesen getötet
Ljubljana – Die slowenische Innenministerin Katarina Kresal sieht sich innerhalb von einem Jahr bereits mit dem zweiten Misstrauensantrag konfrontiert. Die konservative Opposition hat am Dienstag einen Antrag auf Absetzung der Ministerin wegen politischer Einflussnahme auf die Arbeit der Polizei, Amtsmissbrauch und Klientelismus eingereicht. Die Innenministerin wird in Zusammenhang mit einem tödlichen Kampfhunde-Angriff sowie der Anmietung eines Gebäudes zur Rechenschaft gezogen.
Die oppositionellen Demokratische Partei (SDS), Volkspartei (SLS) und Slowenische Nationalpartei (SNS) behaupten, die Ministerin hätte in dem Fall der Kampfhunde ihre politische Macht missbraucht und versucht, die Arbeit der Polizei zu beeinflussen. Die Opposition begründet ihren Antrag mit einem Interessenskonflikt, denn der Lebensgefährte von Kresal, der Anwalt Miro Senica, war der Rechtsvertreter des bei dem Hunde-Angriff getöteten Prominentenarztes Sasa Baricevic.
Hunde hätten eingeschläfert werden sollen
Der Promiarzt hatte erreichen können, dass er seine Hunde der Rasse Bullmastiff zurückbekam, obwohl sie bereits 2006 nach einem schweren Angriff auf einen Passanten eingeschläfert werden sollten. Die drei Hunde bissen Baricevic Anfangs Februar tot. Laut einem Presse-Artikel wurden an den Kadavern der Hunde Spuren sexuellen Missbrauchs gefunden. Am nackten Leichnam des Arztes wurde ein Plastikpenis gefunden.
Das ist sehr interessant, dass Leser oft meinen, die Ideen wären das schwierige oder auch seltsame am Schreiben. Dabei ist es leicht, Ideen zu finden, in der Welt gibt es eine Überfülle an Ideen, wenn man wach und aufmerksam ist (aber natürlich auch, wenn man träumt.) Das Schwierige ist dann ja, die Ideen konsequent in Literatur umzusetzen. Von den Kämpfen damit handelt dein Blog.
Ich habe gerade „Der siebente Kontinent“ von Michael Haneke gesehen – darin gibt es eine Szene, in der das Paar, das danach sich und sein Kind tötet, ihr gesamtes erspartes, abgehobenes Geld in kleine Stücke zerfetzt und das Klo hinunter spült, viele Hunderter- und Tausender-Scheine, noch Schilling-Scheine. Haneke sagte im Interview dazu, er habe diese Szene wie den Großteil des ganzen Films nicht erfunden, sie sei so geschehen, die Polizei hat das aus den Geldschein-Stückchen, die noch um das Klo herum lagen, rekonstruiert. Haneke sagt: „Ich weiß nicht, ob ich das so hätte erfinden können.“
(Er sagt auch, dass bei dieser Szene der Geldvernichtung mehr Leute das Kino verlassen, als beim Tod des Kindes. Auch hier ist die Frage interessant, ob man das so erfinden würde.)