„Geh hinaus und notiere, was deine Sinne wahrnehmen.“ – So lautet die zentrale Übung vom ersten Seminartag des Texthobels. Einfach, nicht wahr?
Und damit nichts schiefgehen kann, teile ich Zettel aus, auf denen steht: Gefragt sind ausschließlich Sinneseindrücke, nichts Gedachtes und keine Wertungen. Es müssen keine ganzen Sätze sein. Die Notizen müssen weder zusammenhängend noch geordnet sein.
Emotionen werden beim Leser über Sinneneindrücke ausgelöst. Autoren müssen daher imstande sein, Sinneseindrücke einzusetzen. Sie müssen unterscheiden können, welche ihrer Worte unmittelbare Wahrnehmungen transportieren und welche ihrer Worte Interpretationen sind.
Wenn die Teilnehmer von ihrer Arbeit zurückkehren und mir ihre Texte vorlesen – was höre ich? Zusammenhängende Geschichten, geschliffen formulierte Gedanken, wertende Adjektive und witzige Anmerkungen. Eloquent sind sie allemal, die Schreibenden, aber was sie von dieser Welt sinnlich wahrnehmen, darüber scheinen viele nicht gern zu sprechen.
Erstaunlich, wie schwierig es ist, nicht zu denken und stattdessen zu hören, zu riechen, zu schmecken, zu sehen und zu spüren.