In Folge 176 bewegt sich der alte Derrick eine Treppe herab, vorbei an einem Festnetztelefon. Derrick hält in seinen Händen eine Mappe mit papierenen Akten. Er geht in ein Zimmer, auf dem Tisch gibt es einen Aktenkoffer und eine Kaffeetasse.
Man muss folgendes dazu sagen, zu dieser Situation. Die Möbel sind dunkelbraun wie die Haselnuss. Derrick steht in dem Zimmer, das vielleicht als Wohnzimmer gemeint ist – aber es könnte auch das Wartezimmer eines Landarztes sein – ich meine keinen Allgemeinmediziner, sondern einen Psychiater – klar müssen Stühle und Tische massiv sein, damit kein Schaden eintritt. Über dem Tisch hängt ein Luster aus hin- und herverbogenem, weißem Metall, hängt so tief, dass er Derricks Brustwarzen berühren würde, wenn er den Tisch zur Seite schob, was er aber nicht tut, weil der Tisch massiv und Derrick alt ist. Das Fenster, an dem Derrick steht, ist eng und von einem Fensterkreuz gevierteilt. Seitlich hängt grauer Vorhangstoff, ich meine dieses Grau der Spitzendecken, die man immer als erstes wegwirft, wenn man die Wohnung der verstorbenen Eltern nach Verwertbarem durchsucht.
Derrick legt die Aktenmappe in den Aktenkoffer. Er greift zu der weißen Kaffeetasse, stellt sich an das Fenster und schaut hinaus. Währenddessen wird in weißer Schrift das Wort “Rachefeldzug” eingeblendet.
Dann schrillt das Telefon wie eine Türglocke. Derrick stellt seine Tasse ab, geht zum Festnetztelefon, aber der Fußboden unter ihm ist gekachelt. Kackgelbe, quadratische Kacheln, nicht einmal diagonal verlegt. Derrick geht vorbei an einem Schrank, hinter dessen Glastüren neun Teller hängen, angeordnet drei mal drei, dann hebt er den Telefonhörer ab, wendet sich zur Kamera und sagt ein scharfes: “Ja!”
Später kommt eine Frau herein, und Derrick sagt folgenden Satz zu ihr: “Viel Vergnügen hier beim Saubermachen. Auf Wiedersehen.”
Was in dem Haus sauberzumachen ist, erschließt sich nicht, weil die Zimmer so geleert aussehen. Wobei: die Kaffeetasse samt Untersetzer gilt es natürlich in die Küche zu tragen, zu säubern, zu trocknen und in einem Schrank abzustellen.
Vor dem Haus wird auf Derrick geschossen, daraufhin schleudert er den Aktenkoffer weit fort, und als das abgeschlossen ist, tritt er zur Seite, während die Putzfrau im Hausinneren nichts bemerkt, weil sie mit dem Saubermachen von Derricks Dreck bis über beide Ohren beschäftigt ist.
Harry kommt und sagt zu Derrick: “Etwas ist merkwürdig.”
Worauf Derrick wiederholt: “Ja, etwas ist merkwürdig.”
Weil Derrick nicht weiß, was merkwürdig ist, wartet er auf das, was Harry als nächstes sagt.
Harry sagt: “Dass man dich nicht getroffen hat.”
Daraufhin sagt Derrick sofort: “Das finde ich auch.”
Der Gedanke ist unzulässig, dass der Attentäter folglich nur eine Frau sein kann, weil Frauen ja ein nicht so zielstrebiges Naturell wie Männer haben, und es ihnen mehr um Aufmerksamkeit denn um das Töten geht, es also mit hoher Wahrscheinlichkeit die Putzfrau sein kann, weil sie es satt hat, dieses Kotzeschrubben und Eiterkrusten aus Kaffeetassen kratzen und die versifften Inkontinenzlaken zu bügeln – dieser Gedanke ist hier unzulässig, weil ein anderer alter Mann der Täter ist. Dies entpuppt sich aber erst, nachdem Derrick eine Wohnung besucht, in der junge Leute mit Dauerwellenfrisur und überbreiten Schulterpölstern umherstehen, und jemand zu Derrick sagt: “Sie sind nicht gut für die Stimmung.”
Worauf Derrick sagt: “Ja, ist ja gut, na was ist denn das? Ne Party oder sind die alle nur zufällig hier?”