Türkischer Kaffee. Oder: Den Krieg haben sie wohl nicht wegen der Sprachunterschiede geführt.

Letztens war ich bei einer Freundin eingeladen, und sie machte für mich sehr guten, türkischen Kaffee. Sie hatte den Kaffee aus Serbien bekommen.

Kaffee aus Serbien

Ich sah mir die Gebrauchsanleitung an. Sie war viersprachig.

Mehrsprachige Beschreibung der Zubereitung

Den einzigen Unterschied, den ich an den Beschreibungen in serbisch, bosnisch und montenegrinisch ausmachen konnte, war ein zusätzliches Wort in der serbischen Fassung.

Das Wort lautete: pržene („geröstet“).

3 Gedanken zu „Türkischer Kaffee. Oder: Den Krieg haben sie wohl nicht wegen der Sprachunterschiede geführt.“

  1. Beides stimmt … und die Wahrheit liegt wohl dort, wo wir nie hinkommen werden. Ich beschäftige mich zur Zeit sehr mit Bosnien (übrigens – der Kaffee war nicht aus Serbien sondern aus Sarajevo. Ich habe mir dieses Jahr Nachschub aus Banja Luka geholt ;-) ) – Banja Luka. Hmmm … das ist schon „das andere Bosnien.“ Tatsache ist, dass die Berichterstattung in unserem Land eine sehr einseitige war. Ich mag die serbische Geschichtsschreibung samt Leugnung des Genozids in Srebrenica nicht – aber ich komme dennoch immer mehr drauf, wie sehr sich die westliche Welt durch eine einseitige und tw sogar falsche Berichterstattung eingemischt hat. (Dies ist mittlerweile offiziell erwiesen.) Dass auch die Bombardierung Belgrads nicht unbedingt aus Mitleid mit dem bosnischen Volk geschah. Serbische Propaganda (in Serbien und der Republika Srpska) – ja, die ist massiv. Aber auch Propaganda in den Sendern der Föderation. Als Schriftstellerin interessieren mich Menschen – ich bin keine politische Schreiberin (obwohl man sich nicht so 100% dagegen wehren kann, wenn man sich mit diesen Dingen beschäftigt). Um die Menschen am Balkan, ihre Meinungen und Urteile zu verstehen, muss man sich mit ihren Medien auseinandersetzen. Und um die Vorurteile der Öer zu verstehen, muss man sich wiederum die Berichterstattung in unseren Zeitungen genauer ansehen. Ich wage gerade ein Selbstexperiment und setze mich selbst politischer Propaganda aus (nach dem Zitat meiner Mutter: Dann sollen sie halt nicht auf die Propaganda hören). Man kippt da ganz schnell in eine conspiracy-theory hinein. Die im übrigen in Bosnien blüht. Propaganda auf der einen Seite, Paranoia auf der anderen. – Der Kaffee hat übrigens in beiden Teilen gleich geschmeckt – ob nun mit der dzesva zubereitet oder in einem Emailtopf. Er ist einfach saugut! Im Übrigen habe ich gerade einen Blog begonnen, der noch nicht viel enthält, aber wachsen soll:
    http://rentsniksbalkan.wordpress.com/

    1. Da bin ich schon sehr gespannt was da noch alles kommen wird … Es ist für mich eine Grundlage des Schriftstellerseins, sich widersprechende Seiten anzusehen und den Verführungen der Vereinfachung zu widerstehen, indem man sich am Mast festbinden lässt, die Mannschaft durch Ohropax geschützt, aber selbst sich dem aussetzen, was gerufen wird, denn so sagte es uns schon ein wohlbekannter Weiser, dass man nur dem vertrauen möge, was man aus eigener unmittelbarer Anschauung erfahren habe.

  2. Dieser Sommer hat mich unabhaengig dieser Frage durch Rumaenien, Serbien, Bosnien und Kroatien gefuehrt, und wie von selbst hat sich die Antwort gefunden. Der Krieg wurde, so zumindest eine Meinung aus Bosnien, auf Grund des wiedervereinigten Deutschlands und der Nervositaeten der Franzosen, Englaender, Amerikaner und Russen gefuehrt. Ein weiterer Stellvertreterkrieg um Einfluss und Macht am Balkan. Das Volk hatte daran keinen Anteil, obwohl es so im Westen verkauft wurde. Der Balkankrieg war KEIN Bruderkrieg, sondern ein politischer.

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