es tropft

Vor ein paar Stunden hat sich der Tag also in den Abend hineingekrümmt, dieses Ritual, mit dem die zweite Hälfte der Schreibzeit beginnt, ohne Licht, das von draußen irritiert, und nach halb Zehn muss man auch nirgends wo sein, sind alle Geschäfte geschlossen, sind die Liebenden miteinander und die Einsamen auf der Suche und die Depressiven vor den TV-Geräten, und ich tippe, ohne Zwang, es tropft ein Wort nach dem anderen – nicht wie es geplant war, weil jeder Plan ist Fiktion! nicht so wie es sein sollte, denn jedes Ziel ist Fiktion!

Ich komme näher.

Als Christian von der Lesung heimkam, setzte er sich auf die Ledercouch. Er wartete auf den Sonnenaufgang. Danach wartete er bis zu jenem Zeitpunkt, bei dem er vermutete, dass in einer halben Stunde die Geschäfte öffnen würden. Er verließ die Wohnung und kaufte Müllsäcke. Aber nicht die kleinen Großmüttersäcke, wo nach einem Sonntagsbesuch die Keksbrösel eingesammelt wurden, sondern die großen, reißfesten, die rave-tauglichen. Er kaufte auch Putzmittel. Aber nicht das Zeug, mit dem man Saftflecken vom Plastiktisch wischte, sondern Flaschen, aus denen es so scharf roch, dass es jede Lebensform auflösen würde, die sich zum Verrecken in den Abfluss gerobbt hatte. Er kaufte Zahnpasta, eine elektrische Zahnbürste und fünfzig Meter Zahnseide. Er kaufte zehn Unterhosen, zehn Paar Socken, zehn weiße T-Shirts, zehn weiße Hemden. Er kaufte zwei Garnituren Bettwäsche – eine in Blau und eine in Grau, für den Fall, dass Natalie blau nicht ausstehen konnte. Er kaufte Rasierschaum, Kondome und grüne Gummihandschuhe.

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