Bald wirst Du jetzt zweiundachtzig sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden, Du wiegst nur noch fünfundvierzig Kilo, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert. Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je.
André Gorz, Brief an D.
Warum berührt dieser Text? Ist es wegen „und ich liebe Dich mehr denn je“? Nein, denn das ist eine Zusammenfassung von dem, was schon vorher zu spüren war. Das Schöne zu nennen, reicht nicht. Der Leser will es spüren. Der Text zeigt, wie es gelingt. Denn:
Der Leser spürt das Schöne, wenn sich jemand im Text mit diesem Schönen beschäftigt und dessen Details wahrnimmt (genau hinsieht, hinhört, es riecht, es berührt oder es schmeckt).
Negative Gefühle beim Leser auszulösen, ist ein Leichtes – die Schönheit des Lebens und der Liebe zu vermitteln, das ist die hohe Kunst.