Aktives Nichtschreiben

Letztens gerate ich in Schreibstimmung. Schlittere in das Gefühl meines Romanhelden. Mir kommen Worte in den Sinn, die ich niederschreiben möchte. Ich bin also bereit für die kommende Szene.

Und was mache ich? Ich mache mir Essen.

(Früher musste jeder Gedanke gleich geschrieben werden, als wäre er unwiderbringlich. Jetzt kann ich das Gedachte etwas besser genießen. Wenn es wirklich wichtig und gut ist, verflüchtigt es sich nicht, weil es weiter in mir arbeitet. Nichtschreiben ist der Gegendruck zum Schreiben, Nichtschreiben fördert das Drängende in den Sätzen, und am Ende sind sie Sätze so stark in mir, dass sie raus müssen, roh und aus einem Guss.)

3 Gedanken zu „Aktives Nichtschreiben“

  1. Das Hinauszögern vom Schreiben ist ja ein ganz neuer Ansatz. Nicht zu schreiben, obwohl man gern würde oder könnte… Hm, ist vielleicht wirklich gat keine schlechte Taktik, könnte ich jedenfalls mal als eine Art Selbstversuch ausprobieren. Obwohl ich mich eigentlich sehr schwer damit tue. Was mir meistens spontan in den Sinn kommt sind Wortpiele, Formulierungen, Beschreibungen, die durch irgendeinen Impuls hervorgerufen werden und wieder vergessen werden, wenn ich sie nicht sogleich notiere. Es wäre sehr schade, wenn die verloren gingen! Aber vielleicht hast du ja recht, dass diese Gedanken dann gar nicht so wertvoll sind…

    1. Mir geht es auch so, dass mir andauernd Ideen kommen. Mittlerweile schaffe ich es, in ihnen perfide Ablenkungen vom Wesentlichen zu sehen. Ich lenke mich mittels Schreiben vom Schreiben ab, sozusagen. Und: Was verloren geht, geht vielleicht aus gutem Grund verloren. Bei mir sind es „gute Formulierungen“ – die gar nicht so gut sind, die gar nicht so passend sind, letztlich.

  2. Das werde ich jetzt auch gleich ausprobieren, allerdings nicht mit Essen, das mach ich nebenbei, zur Belohnung und zum Vergnügen. Mit dem Schreiben habe ich das noch nicht so verknüpft, eher lese ich dabei das was besonders spannend ist. Aber ich mache mich auf zu einen Recherchetag, der beginnt zwar auch bei der Post mit einem Frühstück, aber das neugemachte Notizheft ist eingepackt, ein Tagesfahrschein wird entwertet und dann ab in die Tram, Bus- U-Bahn und erkunden, ob sich da vielleicht Ideen und Skizzen für das geplante „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ holen läßt. Die mir am besten erscheinenden Artikel habe ich dafür schon ausgesucht, das Vorwort und das Inhaltsverzeichnis geschrieben. Jetzt fehlen sicher noch ein paar literarische Skizzen und da es ja auch schon einen Arbeitstitel, eine Idee und eine erste Szene für den nächsten, nun wirklich großen Roman gibt, kann ich mich da auch schon umschauen, durch die Stadt fahren und mich inspirieren lassen, Beoachtungen aufgreifen, den Blick schulen, vielleicht einmal jemanden kurz nachgehen, sich eine Geschichte auspinnen, etc, ich freue mich auf den Recherchetag, ob und was herauskommt, wird man morgen im Literaturgeflüster nachlesen können und vielleicht im Best of Literaturgeflüster-Buch, das es in der bewährten gedruckten Form geben wird oder dann im nächsten Jahr im übernächsten Roman, denn die „Wiedergeborene“ muß ja auch noch herausgebracht werden

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