Habe vorhin durch meine letzten Blogjahre geblättert.
Vom ersten, vorsichtigen Beitrag. Hin zu meinen Befindlichkeiten. Weiter über die ersten Textstellen, die mich getraute, unfertig öffentlich zu machen. Danach durch die Phase, wo ich Schreibenden etwas auf ihren Weg mitgeben wollte. Und jetzt …
Ich werde im Offenlegen meines Schreibens zunehmend exhibitionistisch.
Für wen ich das mache? Für mich.
Das frage ich mich, die ich mich ja auch sehr offenlege auch und denke, daß wieder beides dabei ist. Da ich 1973, als ich zu schreiben begann, ja ziemlich allein und hilflos war, weil ich niemanden zur Untersützung hatte, bis ich ein paar Jahre später in den Arbeitskreis schreibender Frauen kam, denke ich, ich mache meinen Blog so, wie ich damals gerne einen gehabt hätte, falls da draußen jemand sitzt, der begierig darauf lauert. Aber jetzt haben wir 2012 und das Internet ist voll mit Schreibtipps und Autoren, die ihr Handwerk anbieten und wahrscheinlich gibt es niemanden mehr, der so hoffnungslos naiv und neugierig auf Schreibtipps ist und dann tue ich es natürlich für mich selbst. Mein Blog ist meine Visitenkarte, hat eine meiner Kritikerinnen einmal gemahnt. Natürlich und die Möglichkeit meiner Präsentation, das Offenlegen meines Schreibens , schaut her da bin ich, wenn ich es schon nicht in die Verlagsszene schaffe, ersetzt mir die Laudatio und Danksagung auf den Preisbühnen, denke ich. Und natürlich denke ich, es ist interessant, wenn ich da über mein Scheitern berichte, aber wahrscheinlich sind die Jungautoren inzwischen so selbstbewußt, daß sie sich mit sowas gar nicht derst beschäftigen. Ich denke aber auch, es schon gut, mal was Selbstkritisches zu schreiben und nicht nur „Ich bin so gut!“, Sonst sieht man ja eher nur die Erfolgsverwöhnten. Auch wenn ich mir damit vielleicht schade, wie ich manchmal an den Reaktionen meiner Kritikerinnen sehe und den Weg auf die Bühne, den ich vielleicht sonst noch gehabt hätte, endgültig versperre. Aber ich finde das offeneReflektieren über das Schreiben sehr gut und ehrlichund bin deshalb auch ein solcher Fan dieses Blogs, weil ich ja unter den Kollegen leide, die „Darüber rede ich nicht!“, sagen, wenn ich sie frage, was sie schreiben und wie es ihnen damit geht? Ansonsten mein erster Gedanke, als ich vorhin das Skelett und noch nicht den Text gesehen habe.
„Nein, Thomas!“, habe ich da gedacht „Du schreibst nicht nackt, sondern nimmst all deine Gefühle, Erfahrunge, Erlebnisse, Traumatisierungen etc natürlich mit! Sehe ich dich heute abernd bei der Emily Walton Lesung im Kabinetttheater?“