Wir Schreibende schreiben Geschichten. Wir beschäftigen uns mit dem Vergangenen – wir machen uns zu Geschichtsschreibern einer (fiktiven) Geschichte. Deshalb geht uns dieses Video etwas an.
Es beschäftigt sich (unabsichtlich?) mit der Erzählperspektive. Mit der Subjektivität der Geschichte: Der Erzähler kann nicht nicht in einer Zeit oder einem Land verortet sein.
Das ist weder gut noch schlecht – es ist so. Wenn ich als Schreibender mir dessen bewusst bin, dann werden meine Texte lebendiger. Und damit mein Erzähler.
Vergangenheit ist immer ein Konstrukt.
Es gibt keine reine Gegenwart. Die Vergangenheit ist immer präsent.
https://www.youtube.com/watch?v=huLSVI-EONQ
(Hier was zum Weiterlesen: Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 209-287. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben)
Das ist alles richtig und gut. Alles hat eine Vergangenheit, eine Geschichte, einen Weg zurückgelegt. Allerdings finde ich, es ist Geschmackssache, ob ich dem Leser die History auch verkaufen will um eine fiktive Vergangenheit zu schaffen, oder ob ich eine fiktive Zukunft schaffe und als Ausgangpunkt die Gegenwart nehme. Dann kommt es auf den Standpunkt der fiktiven Zukunft an, in wie weit ich die Gegenwart auf´s aktuelle Koordinatensystem eingrenze. Die eigentliche Gegenwart in der sich der Mensch befindet ist ja seine Tätigkeit im Augenblick: entweder er denkt, er fühlt oder beides, oder er macht Zen: keines von beiden. Die innere Tätigkeit passiert ja auch während man z.B. ein Butterbrot schmiert, arbeitet, tippt, etc. Am besten, so auch Geschmackssache, man arbeitet im Zen. Wenn die Gegenwart Zen ist, dann ist es völlig unbedeutend WO genau Zen passiert, solange es einen schlüssigen Zusammenhang aufweist auf die konstruierte Zukunft, bzw. Vergangenheit. Die einen lesen lieber Trash, die anderen lieber Weltliteratur. Als ich meine ersten Willi Heinrich gelesen habe, hatte ich das Gefühl, ein entsprechendes Video gucken wäre effektiver, las den Heinrich aber fertig. Einen zweiten würd ich nicht lesen. Da liest man keine Vergangenheit, nur reine Gegenwart. Obwohl der Heinrich ja auch über den Krieg geschrieben hat, also auch Vergangenheit. Aber auch Gegenwart. Also bleibt es immer Geschmack. Es gehen ja auch viele Menschen gerne in den Zoo und wer einmal eine Sekunde lang darüber nachdenkt, kann Zoo nicht gut finden.