Wenn der Leser liest, was ihm vertraut ist – was bringt es ihm? Wenig, behaupte ich.
Es geht um etwas anderes. Um andere Inhalte. Um die andere Sichtweise.
Genauer: Es geht um den Unterschied in den Inhalten. Um den Unterschied in der Sichtweise. Zwischen Autor und Leser.
https://www.youtube.com/watch?v=sylOzfATNE8
Für mich folgt aus alledem: Erst der Unterschied schafft Literatur.
Das führt mich – wie so oft in diesem Blog – zu Oscar Wilde, der den Unterschied in der Betrachtung eines Werks als etwas Wertvolles erkennt:
Meinungsverschiedenheit über ein Kunstwerk zeigt, dass das Werk neu, vielfältig und bedeutend ist. Wenn die Kritiker uneins sind, ist der Künstler einig mit sich selbst.
Roter Schal, grünes Leiberl, schwarze Haube LOL – ich finde der Wollinger hat zeitweise kabarettistisches Potential. Es bräuchte noch die Auflösung mit einem weißen Handtuch. Das wirft man, wenn´s zu heiß geworden ist unter der Haube und man Schal und Leiberl in die Haube gestopft hat. Nur wohin? Wohin wirft man das weiße Handtuch?
Was Raphael Enthoven mit seinem Gesprächspartner anhand von Romain Garys Roman „Adieu Gary Cooper“ so virtuos sezieren ist ein Gefühl. Es wird für mich am besten in einer Szene aus 9 1/2 Wochen versinnbildlicht, wenn Elizabeth im Garten des alten Malers sitzt. Der alte Mann hat einen Fisch in der Hand und sieht ihn an. Solange bis ihm der Fisch so vertraut ist, daß er ihm wieder fremd ist und so fremd ist, das er ihm vertraut ist.
Es ist das Kind vor dem Spiegel. Es guckt solange hinein, bis sich das Ich Gefühl auflöst. Sobald das ES entfesselt vor Dir steht und Dich verschlingen will, dann ist das Kind wieder Ich. Mit einem Fisch funktioniert ES besser als mit einem Spiegel. Denn aus dem Meer kommt der Mensch und alles Leben.
Ja, ja, das Erhöhen, damit habe ich auch zu kämpfen und natürlich wieder meine Schweirigkeiten, habe ich da doch erst im Morgenjournal vom neuen Roman Jessica Durchlachers und deren Interview über den niederländischen Erfolgsroman gehört, der Sohn, der als Einziger den Holocaus überlebt hat, ein sehr viel beschriebenes Thema, das die Leute lesen wollen und interessant für mich war, daß Jessica Durlacher erzählte, daß sie das Buch wie einen Thriller aufgezogen hat, der Großvater sagt dem Sohn am Sterbebett „Wehre dich!“und der versteht es dann offenbar einen Racheakt, Amoklauf etc zu veranstalten, was Jessica Durlacher, wie sie betonte, selbst natürlich niemals machen würde und da habe ich meine Schwierigkeiten, weil ich jetzt nicht weiß, ob solcherart erzeugte Literatur wirklich realistisch ist und und ob wir das lesen sollten? Ich will es eigentlich nicht, lese aber gerne Holocaustromane, versuche selber anders zu schreiben, stehe aber an, weil das dann die Leser nicht spannend, kitschig etc finden und als ich kürzlich einen Roman von Kerstin Fuchs gelesen habe, habe ich das auch so empfunden, der Roman ist aber trotzdem bei Rowohlt erschienen. Es ist also nicht leicht mit dem Schreiben und der Literatur und ich denke, das hängt auch damit zusammen, daß schon soviel geschrieben wurde, auch schon tausende Holocaustromane. Die ersten sind wahrscheinlich authentisch und ohne literarisches Schreibebuch, das die Suspense empfieht, wie beispielsweise das „Tagebuch der Anne Frank“ entstanden, aber die kennen wir schon, das genügt uns nicht mehr…