Literatenfrühstück mit GRAUKO in Graz. Alexandra erzählt vom Stöbern in einer Buchhandlung: „Du liest einen Klappentext, und entweder animiert dich der zu einem Lachanfall oder es ist dieselbe Geschichte, die du schon vorher gelesen hast.“
Sie nennt als Beispiel die Thriller „Der Federmann“ (Vögel liegen auf der Brust auf den Ermordeten) und „Der Vogelmann“ (Vögel eingenäht Herzen der Ermordeten) und ruft uns Literaten auf, dass wir etwas tun müssen.
Ich frage sie nach den Arten der Literatur, die ihr denn so üblicherweise begegnen…
- Chicken Literature (Etwa: Frau lernt Mann kennen, Mann ruft nicht an, Frau auch nicht, denkt aber darüber nach, ihn anzurufen, was ihre beste Freundin nicht zulassen will. 199 Seiten später: Happy End)
- Ermittlerkrimis, pseudomäßige. Mit einem Ermittler, der keine Befähigung hat, zu ermitteln Der verwirrt ist, der Katzen oder so etwas liebt, was aber alles nichts mit der Handlung zu tun hat.
- Psychothrillerserienkillergerichtsmedizinprofilerbücher
- Fantasyromane („Du hast einen Magier, der ist weder gut noch böse, das entscheidet sich erst später. Dann der Junge, der zu Großem geboren ist, aber nichts davon weiß und schon vor der Geburt verfolgt wird.“)
- Historische Roman (Eine starke Frau überwindet soziale Grenzen ihrer Zeit und findet dann doch die Erfüllung den Armen des Geliebten. Oder: Eine schwache Frau in den Armen eines starken, toll gepflegten Seemanns mit langen Haaren.)
- Cornwallgeschichten („Und weil es in Cornwall so viele Bauernhöfe gibt, steht in den Büchern mindestens ebenso viel Mist drinnen.“)
- Weltuntergangsromane (Da geht die Welt unter, was sonst)
- Horrorbücher (Etwa von Stephen King. Diese Kategorie ist noch halbwegs authentisch. Die schreiben über etwas, wo eine ewige Quelle ist)
Zum Glück gibts insgesamt sehr viele Bücher da gibt es keinen Zweifel und fein, daß man die alle lesen kann. Ich empfehle übrigens auch die offenen Bücherschränke, da findet man wahre Gustostückerl nach jeden Geschmack und kann wie zur Apotheke auch Nachts hingehen
in den kleineren Buchhandlungen – in Wien z.B. Anna Jeller, tiempo nuevo oder leporello – sieht es ziemlich anders aus. Da blüht die Vielfalt – und es gibt die besten Tips von den besten Buchhändlerinnen, getreu dem Motto “ wenn es mir schlecht geht gehe ich nicht in die Apotheke sondern zu meinem Buchhändler“ (Philippe Dijan)
Das ist auch etwas was mich immer wieder beschäftigt, die Bücher, die durch die Lektorate gegangen sind und in großen Verlagen erscheinen, gleichen sich immer mehr und sind, so könnte man vielleicht übertreibend sagen, nach demselben Schema geschrieben oder lektoriert, zumindestens kann man das bei den Bachmannlesern sehr gut bemerken und wenn man Schreibratgeber, wie beispielsweise, den berühmten Frey liest, steht darin, daß man niemals sein Genre verlassen oder dagegen schreiben darf, weil das will der Leser angeblich nicht und dann findet man keinen Verlag! Ich bemerke das auch an den Kommentaren, die ich fürs Literaturgeflüster bekomme, daß da meine Kritiker schreiben „sagte er, sagte sie“, darf man nicht verwenden und die Personen dürfen nicht autobiografisch sein, hat der oder der Schreibratgeber gesagt.
Ich rate da wieder zu mehr Offenheit und gegen das zu frühe Festlegen in den Einheitsbrei und das man mit einem Roman, der alle Genres sprengt und man nachher nicht weiß, ob die Geister aus dem Kopf des Protagonisten oder seiner sterbenden Mutter kamen oder doch real sind, weil sie im Wald graue Decken hinterlließen, durchaus erfolgreich werden kann, hat unlängst erst Kurt Palm bewiesen, also bin ich eine Anhängererin derer, die sagen, Regeln und Schreibratgeber sind gut, aber man muß sich auch von ihnen auch emanzipieren und seine eigenen Regeln finden, sonst kommt nur ein Einheitsbrei heraus und das wollen die kritischen Leser dann auch nicht lesen, ich rate also wieder zur Neugier, Offenheit und Toleranz und dem Hinsehen, was vielleicht die schreiben, deren Bücher als E-books oder bei BoD zu finden sind