Erfahrung ist ein Prozess, in dem der Erfahrende sich selbst ändert und auch die Welt sich selber ändert, also ein Prozess der Entstehung von Welt und der Wandlung von Welt.
Ich führe diesen Gedanken weiter: Da Lesen eine Erfahrung ist, ändert folglich Literatur den Leser, als auch dessen Welt. Wenn ich schreibe, was später gelesen wird, wandle ich tausende Welten tausender Leser.
Die Situationen wo etwas wirklich neu entsteht, also Umbrüche in der Erfahrung, beginnen nicht damit, dass ich etwas meine, erkläre, entfalte, sondern dass ich getroffen bin von etwas, im Extremfall von einem Schock, der mich aus der Fassung bringt. Und die Erfahrung geht von solchen Ereignissen aus.
Die Phiposophie beginnt mit einem Staunen. Dass wir das Gefühl haben: Da stimmt etwas nicht.
Produktive Störungen wären solche, die mich dazu verlassen, neu hinzuschauen und neu hinzuhören.
Für mich also: Ein gutes Buch ist Störung! Ein gutes Buch ist Extremfall, ist Schock, aus dem dann Erfahrung ausgeht. So haben für mich diese Gedanken enge Verbindung zu Literatur, zu meinem Schreiben.
(Obige Zitate stemmen von Bernhard Waldenfels im Gespräch mit Stephanie Metzger: Sinne und Künste im Wechselspiel. Bayern 2)