Der Tag beginnt gereizt. Ich ärgere mich über Kleinigkeiten. Unnötig. Darum rein ins Arbeiten. Die letzten Phasen der Romanarbeit. Ich lese den Text durch. Die ersten Absätze: Ich lese, was ich gar nicht mehr wahrnehmen kann, das getippte sehe ich nicht, vielmehr eine Szene, die ich abzubilden versuchte, in den letzten Jahren …
Ich wollte dich noch einmal sehen. Dr. Müller sagte, ich sollte mir nicht zu viel erwarten. Ich weiß bis heute nicht, was man normalerweise in so einer Situation zu erwarten hätte. Er führte mich in einen gekachelten Raum. Du lagst auf einem fahrbaren Metalltisch. Schwarzverbrannte Klumpen und Knochenstücke.
Ich beruhige mich.
Um eine solche Vusualisierungskraft bist du zu beneiden, bei mir läuft das nicht immer so intensiv an, das heißt manchmal schon, einmal habe ich meine Familie beim Radfahren um den Neusiedlersee fast verloren, weil ich so intensiv bei meinen Figuren war. Beim Schreiben konzentriere ich mich eher auf die Sätze und die Fehler, obwohl ich das „Das wird schon wieder nicht gut genug!, Denken, genauso, wie die Krankenschwester, die Gedanken an ihre Krebspatienten im Spind lassen sollte, wenn sie nach Hause geht. Beim Korrigieren sollte man das dann wahrscheinlich tun, um die Fehler, Plattheit , Schwächen u.s .w. auszumerzen, bevor die Kritiker sie bemerken und mit spitzen Fingern schreien „Siehst du, ich habe es dir ja gleich gesagt!“
In diesem Sinne wünsche ich uns Beiden einen schönen Schreibetag und werde mich in diesem in meiner Phantasie gleich nach Prag begeben und meine Heldin, die krebskranke Freundin ihres Partners in einem Hospitz besuchen lassen, wenn mir das dann ebenso plastisch vor Augen steht, wäre das schön und hätte ich dann dir zu verdanken!