… damit umzugehen, dass Sex im Roman immer für autobiografisch gehalten wird, während ein Mord maximal als gut recherchiert bezeichnet wird
… damit umzugehen, dass Sex im Roman immer für autobiografisch gehalten wird, während ein Mord maximal als gut recherchiert bezeichnet wird
@Fred: ich kenne die Statistiken nicht was die imaginären (!) Morde in Krimis anlangt, wieviele Eheleute da hineingezogen werden beim Literarisieren dieser archaiischen Emotionen (Affekte)…
Ja JuSophie, das hast Du schön gesagt. Jeder kann zum Mörder werden. Besonders schnell funktioniert es in der Ehe, sagt die Statistik.
Wer seine mörderische Seele leugnet, ist der wahre Mörder:))) Gute Krimis leben von AutorInnen die zu diesen allzumenschlichen Seelenanteilen einen guten Draht haben, einen so guten, dass sie ihn nicht verleugnen müssen, sondern sprachlich damit umgehen können, sich schriftlich aufs Morden einlassen können. Viele Sexuelle Wunschvorstellungen die noch nie ausgelebt wurden, aber ausgesprochen werden, kommen ebenso gut beim Leser an:sex ans crime, die archaiische Seite der Menschheit IN BUCHstaben kultiviert, ach hach hach schööööön:)))))
Damit umgehen, daß alles was man schreibt, für autobiografisch gehalten wird, muß man wahrscheinlich überhaupt. Zumindest hat mich das lange Zeit, wenn ich gefragt wurde, ob ich das so erlebt habe, wenn ich zum Beispiel von einer Horvath Lesetheateraufführung geschrieben habe, die ich für den Plot gebraucht habe, irritiert. Ja ich war schon einmal im Lesetheater. „Glaube, Liebe, Hoffnung“ habe ich auch einmal im Theater gesehen. diese Szene habe ich aber für die Handlung erfunden oder daß bei den Namen gleich gesagtwird „Das gibt es eine „Thea Leitner“ oder einen Schauspieler der „Sedelmayer“ heißt. Aber die waren nicht gemeint und bei „Zwillingswelten“ geht es auch nicht, um die Schwestern Ilse Aichinger und Helga Michie, sondern um zwei sechzigjährige Frauen, die in Pension gehen, die eine liest ihre Bücher, die andere fährt um die Welt. Am Anfang hat mich das irritiert, jetzt denke ich, das ist halt so und die Frage nach dem Sex löst halt Neugier aus „Hast du das so erlebt?“ Bei einem Mord nimmt man wohl von vornherein an, daß er erfunden wurde. Mich stören an den Krimis ja überhaupt die vielen Morde, die eigentlich sehr unrealistisch sind und allgemein, das habe ich schon öfter geschrieben, bemerke ich beim Lesen sehr viel, was mir eins zu eins umsetzbar scheint und höre dann im Interview oft sehr erstaunt, den Autor sagen, daß das alles selbstverständlich frei erfunden ist. Nun ja, es ist alles Autobiografie und alles gleichzeitig nicht, sage ich dann immer, denn ich kann ja nur das schreiben, was irgendwie in mir drinnen ist. Vom Leser wünsche ich mir aber mehr Aufmerksamkeit für meine Bücher und nicht gleich die Assoziation beim ersten Wort „Aha der Schauspieler Sedelmayer, aha Ilse Aichinger etc!“, denn da läuft man oft genug in die Irre.