Wer den Nachlass nicht seinen Nachkommen überlassen will, kann seinen Vorlass verkaufen. Der Vorlass ist der Nachlass zu Lebzeiten: hierbei übergibt ein Autor sein Archiv (Manuskripte, Dateien, Briefe) und bekommt dafür Geld.
Die Höhe des Kaufpreises wird laut Pressemitteilungen meist von einem Experten bestimmt, und der legt den Wert des Autors fest: Peter Turrini 575.000 Euro, Peter Handke 500.000 Euro. Ein Vorlass ist ein Weg für halbwegs bekannte Autoren, zu Geld zu kommen (es ist ohnehin schwierig, als Autor vom Schreiben zu leben, selbst wenn man bekannt ist). Vorlässe gibt es unter anderem von Gustav Ernst, Walter Kappacher, Christoph Ransmayer, Robert Schindel und Gerhard Roth. Gert Jonkes Vorlass ist leider schon Nachlass.
Vom Robert Menasse wird kolportiert, dass er irgendwann begonnen hat, seine verlegten Bücher mit der Hand abzuschreiben, um einen verkaufbaren Vorlass zu haben (diese Geschichte muss nicht stimmen).
Mein Vorlass passt auf einen USB–Stick. Er enthält die hunderte Versionen meiner literarischen Werke – so lässt sich deren Entstehen genau nachverfolgen. Und sämtliche E–Mails seit 2001. Und diesen Blog hier. Natürlich habe ich auch einen Papier–Vorlass für jene Literaturwissenschafter, die sich mit Dateien nicht wohlfühlen. In Abbildung 1 ist er abgebildet. Vollständig.