Beim Schreiben geht es um das Leben. Schreiben hat etwas mit sehen, hören, fühlen, riechen, berühren zu tun. Es handelt weit eher von all diesen Dingen als vom Denken.
Wir haben die Vorstellung, Schriftsteller müssen „intelligent“ sein. Mit „intelligent“ meinen wir „raffiniert“. Wir wissen, wie Raffinesse beim Schreiben aussieht: Es sind Sätze verlangt, die Kurven so mühelos nehmen wie ein Porsche, und kritische Kommentare mit einer Geschwindigkeit und Eleganz in die Ecke treiben, die uns normale Menschen meist nicht zur Verfügung stehen. Ja, das ist eine Art zu schreiben, mit Effekthascherei, doch ist das Schreiben mehr als nur das.
Julia Cameron beschreibt so treffend, weshalb Sinneseindrücke im Zentrum stehen, am ersten Tag der Schreibwerkstatt Texthobel.
Gefühle löse ich bei der Leserin nicht dadurch aus, indem ich sie nenne („Anita ist verliebt.“). Klar darf ich jederzeit Emotionen nennen – bloß wundern darf ich mich nicht, dass die Leserin keine Marionette ist, die fühlt, was ich ihr befehle. Stattdessen die Leserin spüren lassen, dass Anita verliebt ist – indem sie Anita beobachtet. Darum frage ich mich als Autor: Woran erkenne ich, dass Anita verliebt ist? Solches ist meine schreiberische Alltagsarbeit.