Philip Roth: Das Feuer der Realität entfachen

Über die Inspiration des Philip Roth.

Ich erfinde die Figuren im Verlauf der Handlung. Man muss alles über diesen Menschen herausfinden. Wer ist er, woher stammt er, was hat er hinter sich. Wie sind seine Eltern. Dann kommt seine Frau dran.

Man muss die leeren Fläche ausmalen, wie Kinder das mit Malbüchern tun. Die Erfindung muss eine Grundlage haben.

Man braucht ein Stück Realität, von dem man ausgeht. Ich reibe also zwei Stöcke Realität aneinander, um ein Feuer der Realität zu entfachen.

http://videos.arte.tv/de/videos/philip_roth_ohne_beschwerden_ausschnitt_2_-4147768.html

Ein Gedanke zu „Philip Roth: Das Feuer der Realität entfachen“

  1. Das ist ein Musterbeispiel für den Uraltkonflikt, was ist jetzt erfunden oder autobiografisch oder ist man literarisch, wenn man über sich selber schreibt? Da es hier auch um Schreibwerkstätten geht kommt dieses Beispiel natürlich aus Amerika, wo ich aus James N. Freys Buch „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ vor vielen Jahren lernte, daß man ein Interview mit seinen Figuren führen und ihre ganze Lebensgeschichte kennen soll, auch wenn man das in dem konkreten Text dann gar nicht alles braucht und wenn man den ewigen Nobelpreiskanditaten Philip Roth liest, erkennt man alles, die gesamte Biografie des Autors, seine Angst vor dem Alter, seine Krankheiten, seine Sucht nach den Frauen u.u.u. alles ist darin zu finden und dann liest man, was ich inzwischen mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen, daß natürlich alle Figuren erfunden sind und der Autor sie gut kennen und neue Realitäten erschaffen muß. Natürlich, denn es ist ja, wie ich immer sage, alles autobiografisch und alles gleichzeitig nicht oder wie ich einen anderen Autor einmal sagen hörte, man nur über das, was man kennt schreiben kann. Was ich nicht kenne, muß ich recherchieren, damit es nachher passt und so realistisch ist, daß es mir die Leser abnehmen und womöglich die Autorin in dem Protagonisten erkennen. So ist es und wieder großen Dank an Amerika, daß das so offen ausspricht, wenn ich über ein Grab schreiben will, sollte ich vorher auf einen Friedhof recherchieren, aber höchstwahrscheinlich ist es mein Unbewußtes, daß mich auf den Einfall bringt, darüber schreiben zu wollen und als ich kürzlich Frank McCourths „Die Asche meiner Mutter las“, habe ich auch erfahren können, wie selbstverständlich literarisch und wahrscheinlich durch und durch erfunden und für die Leser stilisiert, Lebensberichte sind, die man nachher mit der Biografie eins und eins vergleichen kann. Dort heißt das „Memoir“ und man kann es in kreativen Writing-Kursen lernen, hier schreien die Kritiker Volkshochschulniveau und Biografien brauchen wir und interessieren uns nicht und dann gehen sie vielleicht zu Thalia oder bestellen bei Amazon „Die Asche meiner Mutter“… Also wieder mein Aufruf, das zu schreiben, wozu es einem drängt, es gut zu recherchieren und so weit zu stilisieren und vom tatsächlich Erlebten, wo einem dann die Freundin vielleicht ewig böse ist, wenn sie sich erkennen sollte, so weit abzuheben, daß es als Literarisch gilt. Die Frage „Haben Sie das alles selbst erlebt?“, wird trotzdem kommen, wenn man lange genug schreibt, wird man keine Schwierigkeiten haben sie zu beantworten

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