Ich will der Leserin Fachwissen vermitteln. Wenn sie den Roman schließt, soll sie – nebenher – das Gefühl mitnehmen, dass sie etwas gelernt hat. Über Archäologie, Medizin, Geschichte … was auch immer ich vermitteln möchte.
Fakten haben einen Nachteil: man merkt sie sich kaum. Weil sie grundsätzlich langweilig sind. Nehmen wir zum Beispiel die Grabungstechniken in der Archäologie – das interessiert doch nur einen, der sich für Archäologie interessiert. Ich aber will alle Leserinnen ansprechen. So nutze ich folgendes Gesetz:
Die Leser merken sich nur jene Fakten, die eng mit Gefühlen verflochten sind.
Wie setze ich das praktisch um? Bei vielen fachlichen Themen gibt es in der Fachwelt oft heftige Kontroversen. Ich recherchiere die griffigsten und mache sie zu persönlichen Konflikten meiner Romanpersonen.
Zum Beispiel: Archäologe A kann die Archäologin B nicht ausstehen (aus persönlichen Gründen). Dann lasse ich A mit der antiquierten Grabungstechnik 1 arbeiten, während B mit der neuen Grabungstechnik 2 arbeitet. B verachtet A wegen seiner alten Methoden, während A auf Bewährtes setzt und die Arbeit von B herunter macht und sabotiert. Was habe ich damit erreicht? Ich habe die Fachkontroverse persönlich gemacht, und die Leserinnen wollen plötzlich verstehen, wo der Unterschied in den Grabungstechniken liegt. Und folgen mir bereitwillig, wenn ich ihnen vorführe, wie mühsam es ist, ein Skelett zu bergen.
Damit werden recherchierte Fakten zum Brennstoff der Handlung.