Da bin ich völlig drin, und ich kann genau beschreiben, wie die Räume ausschauen, wie das Licht ist, wie nahe die Personen sind, und es ist praktisch automatisch, was sie dann sagen. Ganz kleine Abweichungen von der Szene sind schon möglich, ich konzipiere die Szene nie völlig durch, sondern immer nur einen gelungenen Anfang, und während des Schreibens ergibt sich automatisch, wie es weitergehen musste.
Das ist ein interessanter Autor mit einer interessanten Schreibweise, der auch sehr sympathisch wirkt, beim Romanschreiben hätte ich allerdings meine Zweifel, wie weit man kommt, wenn die Personen zu neunzig Prozent aus sich selbst geschöpft werden, weil da ja dann sehr viel fehlt und das Leben besteht auch aus Bauarbeitern, Lehrern, Kindern, vielleicht auch aus Mönchen und Nonnen und nicht nur aus dem Alter Ego des Schriftstellers, es gibt ja schon sehr viele Ratgeber, die meinen, daß man gar nicht über Schriftsteller schreiben soll, das tue ich nicht, da das ja auch sehr viele Schriftsteller z.B. Philip Roth, den ich gerade gelesen habe, tun, aber ich denke schon, daß zum Schreiben das Auseinandersetzen mit den fremden Teilen, das Beoachten und Recherchieren von Lebenswelten, die man nicht kennt, gehört, weil es sonst zu auch einseitig würde und die Leser „Kenn ich schon!“ sagen würden. Bei mir war das so, daß ich anfangs über das was ich kannte geschrieben habe, weil das auch leichter ist, dann habe ich angefangen mich umzuschauen, daß sich Hineinversetzen in die Szenen und sich von den Figuren leiten laßen, ist schön wenn es gelingt, geht wahrscheinlich nicht immer, aber dann wird das Schreiben auch gut, denke ich und authentisch sollte es, glaube ich, auch sein, deshalb orientiere ich mich ganz gerne an realen Vorbildern, das ist natürlich etwas schwierig, weil man soviel abändern muß, damit sich die Person nicht erkennt, der Hintergrund aber stimmt, ich fühle mich auch sicherer, wenn ich weiß, das ist so, weil man sonst ja sagen könnte, stimmt nicht, aber ich bin eben eine realistische Schreiberin und die Kunst liegt wahrscheinlich darin sich so weit von der Vorlage zu lösen, daß etwas realistisch Neues entsteht, dazu braucht man aber Erfahrung, also weiterschreiben