Extremsituationen als literarisches Instrument

Habe mich in den letzten Tagen großen Themen gestellt, vor denen ich mich lange gedrückt habe. Erst, wenn ich diese Themen auflöse, kann ich überhaupt mit dem Roman weitermachen.

Thema 1: Am Beginn stand die harmlose Frage, wo das herzkranke Mädchen Angelika lebt (Beim Vater? Bei der Mutter Dagmar? Im Spital?) Um das zu lösen, musste ich mir im Klaren sein, wie die geschiedenen Eltern kooperierten. Das wiederum setzte voraus, dass ich den Verlauf ihrer Beziehung kannte. Dazu musste ich Dagmar genau kennenlernen, und das führte mich in ihre Jugend, hin zu …

Thema 2: Die Zwillinge Dagmar und Isabella wuchsen ohne Vater auf – was bedeutete das für ihre Persönlichkeiten? Ich modellierte die beiden so, dass sie auf gegenteilige Weise mit ihrer Vatersehnsucht umgehen.

Thema 3: Der Nachteil der bisherigen Romanhandlung war, dass es diese kaum gab. Das meiste Interessante passierte vor Romanbeginn. Also verlegte ich Abläufe der Vorgeschichte hinein die Gegenwart.

In früheren Romanfassungen hatte sich Angelika bereits vor Romanbeginn entschieden, keine Herztransplantation über sich ergehen zu lassen. In der aktuellen Fassung erlebt der Protagonist (und damit der Leser) diese schicksalshafte Entscheidung hautnah mit.

Extremsituationen und Konflikte halte ich für gute Instrumente, um Personen dem Leser plastisch/drastisch vor Augen zu führen – denn erst wenn es ungemütlich wird, zeigen Menschen die meisten ihr wahres Gesicht.

Was ist das Ergebnis all dieser Arbeit? Die Mindmaps sind ergänzt. Das Romanmanuskript noch unverändert. Als nächstes werde ich prüfen, was vom Text alles zu ändern ist.

Ich spüre, es ist soweit. Die Welt, die ich in den letzten drei Jahren aufgerichtet und erforscht habe, beginnt zu leben und zu kämpfen.

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